Schönste Frau der Welt kommt aus Venezuela
Moskau (dpa) - Fassungslos steht Gabriela Isler da, im silbernen Konfetti-Regen von Moskau, und lässt sich die goldene Krone der „Miss Universe“ aufs Haupt setzen.
Ein wenig rutscht das 90 000 Euro teure Schmuckstück mit mehr als 1000 Edelsteinen, doch lachend hält die junge Frau aus Venezuela ihre Ehrenauszeichnung fest. Dann verdrückt sie noch das obligatorische Tränchen, bevor sie strahlend die Glückwünsche ihrer 85 Konkurrentinnen entgegennimmt. Ein Jahr lang kann sich die 25-Jährige aus der Stadt Maracay nun „schönste Frau der Welt“ nennen. Kurz vor den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi heißt es damit: Gold für Venezuela bei der Olympiade der Schönheit!
„Ich bin noch unter Schock. Ich fühle mich so gesegnet, ich bin so glücklich, hier zu sein“, plappert die Siegerin in einem weißen Kleid von Alejandro Fajardo dann doch etwas aufgeregt. Und obwohl die eigene Kandidatin Dominique Rinderknecht (24) den Sprung aufs Treppchen verpasst, kann sich auch die Schweiz freuen: Denn als Enkelin Schweizer Einwanderer besitzt Gabriela Isler auch einen Pass mit dem berühmten weißen Kreuz auf rotem Grund.
Zu Hause hat Vater Juan vor dem Fernseher die bombastische Show in der Moskauer Crocus City Hall verfolgt. „Haltung und Selbstvertrauen“ hätten seine Tochter in der 10 000 Kilometer entfernten russischen Hauptstadt zum Sieg getragen, erzählt er der Zeitung „El Nacional“. Professionell zeigt sich Gabriela Isler auch am Sonntag, als sie einen „eine-Million-Dollar-Badeanzug“ eines Sponsors vorstellt.
Mit dem Erfolg in dem 61 Jahre alten Wettbewerb festigt Venezuela auch den Status als Land mit den schönsten Frauen der Welt: Drei der vergangenen sechs Siegerinnen stammen aus dem ölreichen Staat an der Nordspitze Südamerikas. Auffallend auch: Das Siegertreppchen hat ausschließlich braune Haare - und spricht Spanisch. Auf den dritten Platz wählte die Jury um US-Rocker Steven Tyler (Aerosmith) die 23-jährige Constanza Baez aus Ecuador. Zweite wird Patricia Yurena Rodriguez (23) aus Spanien, Islers Zimmerkameradin.
Bei all dem Jubel scheint die Aufregung um die Absage von Andy Cohen vergessen: Aus Protest gegen russische Anti-Homosexuellen-Gesetze verweigert der US-Talkshow-Star seine Teilnahme. Stattdessen führt der ebenfalls schwule Thomas Roberts an der Seite von Ex-Spice-Girl Mel B durch den Abend. Eine Spitze gegen den Gastgeber verkneift sich der US-Fernsehmoderator aber nicht: Er bringt seinen Ehemann mit auf den roten Teppich.
Fotoshootings im Bikini, Tanzabend im angesagten Club Soho Rooms, Bummel über den berühmten Roten Platz - drei Wochen präsentieren sich die Teilnehmerinnen in Moskau. Es ist das erste Mal, dass der Titel in der größten Stadt Europas verliehen wird. 18 Städte aus aller Welt hätten sich um die Ausrichtung beworben, „auch aus China“, betont US-Milliardär Donald Trump, der die Rechte an „Miss Universe“ hält.
Für die deutsche Kandidatin Anne Julia Hagen bringt die große Bühne, 2009 von ihrer Landsfrau Sarah Connor mit eingeweiht, kein Glück: Die 23-jährige Berlinerin scheidet schon vor dem Finale aus. Damit bleibt Marlene Schmidt (1961) einzige deutsche Siegerin.
Vor der an die Wand geworfenen Moskauer Skyline defilieren derweil die besten 16 in Badeanzug und Abendkleid. Dass seine Tochter aber allein wegen ihres prächtigen Kleides gewonnen hat, verneint Juan Isler. Für ihn ist vor allem die spontane Antwort in der traditionellen Fragerunde zum Abschluss entscheidend gewesen.
„Was ist deine größte Furcht?“, hatte Rocker Tyler gefragt. Und wie aus der Pistole geschossen antwortet Gabriela: „Es ist normal, Ängste zu haben, aber das ist nichts Negatives. Wenn wir sie überwinden, macht uns das stärker. Und wenn wir sie besiegen, können wir jede Herausforderung meistern.“ Für Vater Juan ist spätestens jetzt klar: „Sie ist von innen noch viel hübscher als von außen.“