Stefan Raab lobt Thomas D als Motivator
Köln (dpa) - Stefan Raab übergibt langsam das Zepter: Als beratendes Mitglied sitzt er noch in der Jury für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Jury-Präsident ist aber der 42 Jahre alte Thomas D, der auch inhaltlich und musikalisch die Verantwortung trägt.
Den Rapper von den „Fantastischen Vier“ hält Raab für stilsicher, motiviert und für einen musikalischen Fachmann, erklärt er im dpa-Interview. Von Raab komponierte Songs soll es in Zukunft nicht mehr geben.
War es schwer, das Zepter des Jury-Präsidenten dieses Jahr abzugeben?
Raab: „Mir war wichtig, dass die deutsche Vorentscheidung nicht zum musikalischen Inzest verkommt. Ich habe 1998, 2000 und 2003 die Songs geschrieben und mit Lena zweimal die Musik produziert. Das war eine sehr schöne und sehr erfolgreiche Zeit. Ich fand aber, es war an der Zeit, dass das jetzt mal jemand anderes macht.“
Warum ausgerechnet Thomas D von den „Fantastischen Vier“?
Raab: „Ich glaube, dass ich mit ihm jemanden gefunden habe, der stilistisch einwandfrei ist, der einen guten Geschmack hat und der in der Lage ist, einen Künstler gut zu produzieren. Ich habe bei Thomas angerufen, weil er mir als jemand bekannt war, der Motivator sein kann und auch ein bisschen Entertainer ist. Er bringt mehr mit als nur musikalische Fachkenntnisse.“
Trauern Sie Ihrer Rolle als deutsche Eurovision-Spitze hinterher?
Raab: „Ich bin sogar ganz froh, denn das war in den letzten Jahren einen ganz schöne Doppelbelastung. Zu den ganzen Sendungen, die ich mache - das sind um die 200 Shows im Jahr - habe ich noch das Album produziert von Lena. Ich bin zeitweise schon auf dem Zahnfleisch gegangen, um das alles hinzubekommen. Das sind wirklich Nächte und Wochenenden, die man sonst zur Regeneration hat, die man im Studio verbringt. Ich finde, der Jury-Präsident muss auch die volle inhaltliche musikalische Verantwortung übernehmen.“
Muss sich die Jury zwingend aus Musikern zusammensetzen?
Raab: „Es ist schon wichtig, dass man musikalische Kompetenz mitbringt. Ich kann als Musiker auch nicht entscheiden, ob jemand ein guter Schauspieler ist. Ich kann mir meine persönliche Meinung bilden, aber ob die tatsächlich auf die Dauer trägt, ist fraglich. Man muss eine Weile im Musikgeschäft verankert sein, durch Höhen und Tiefen gegangen sein, um feststellen zu können, ob sich diese oder jene Person im Musikgeschäft behaupten kann.“
Was braucht ein Künstler, um den Eurovision Song Contest zu gewinnen?
Raab: “Man muss technisch nicht der beste Sänger sein. Derjenige, der am lautesten und am höchsten singt, ist nicht der beste Sänger, sondern derjenige, der interpretatorische Fähigkeiten hat. Auch charismatische Fähigkeiten spielen da eine Rolle.“
Haben Sie schon einen Favoriten für den deutschen Vorentscheid?
Raab: „Es ist alles dabei und sehr viel offen. Für mich ist jetzt schwer zu sagen, wer von diesen Kandidaten das Rennen machen wird. Da muss sich auch bei mir noch die Meinung entwickeln.“
Wird es nächstes Jahr vielleicht doch noch einen Raab-Song geben?
Raab: „Ich werde mich nicht mehr musikalisch am Eurovision Song Contest beteiligen. In beratender Funktion nehme ich gern noch einmal Teil und als TV-Produzent. Aber musikalisch habe ich die Verantwortung komplett abgegeben. Die hat jetzt Thomas D. Wenn Thomas Bock hat, kann er das im nächsten Jahr gerne wieder machen.“
Interview: Johannes Schmitt-Tegge, dpa