Rückkehr zum Radio Thomas Gottschalk: „Ich werde als Untoter gesehen“
München (dpa) - Für die neue Radio-Show von Thomas Gottschalk hat der Bayerische Rundfunk einen Trailer gebastelt. „Green, green grass of home“ ist dabei zu hören. „Musste sein, weil ich nichts Besseres für Kulmbach gefunden hab“, sagt der gebürtige Oberfranke Gottschalk.
„Radio Gaga“ - „Das war natürlich so meine Radiozeit“. „Spirit in the sky“ - „meine Beschäftigung mit dem Überirdischen“. „Fame“ - „das Umgehen mit der Tatsache, dass einem Liebesbriefe geschrieben werden“ oder „Road to nowhere“ - „das Herumlichtern nach 'Wetten, dass..?'“.
In Gottschalks neuer Show, das ist seit der Vorstellung am Montag in München klar, geht es also vor allem um eins: um Thomas Gottschalk. „Ich werde da keine Personality-Show machen“, sagt er zwar. „Es ist wichtig, dass die Leute Spaß haben und nicht nur ich.“
Doch dass er mehr sein wird als nur derjenige, der ab dem 8. Januar an jedem ersten Sonntag im Monat von 19.00 bis 22.00 Uhr das nächste Lied ansagt, dürfte auf der Hand liegen. Dafür redet er einfach zu gut und gerne. „Das ist der Vorteil meiner Situation: Ich kann jetzt machen, was ich will.“ Das gelte auch für mögliche Gäste: „Wenn Eric Clapton unten steht, nehme ich ihn mit. (...) Aber ich werde da bestimmt keine Frau Katzenberger einladen.“
Das, was er machen will, katapultiert ihn und seine Hörer zurück an den Anfang der Gottschalk'schen Karriere in eine Zeit vor Streaming-Diensten und Internet und sogar noch vor „Wetten, dass..?“. Damals, als der Moderator mit Formaten wie „Pop nach 8“ die bayerische und deutsche Radiowelt nicht weniger als revolutionierte.
Heute gibt der 66-Jährige unumwunden zu, dass er mit aktueller Musik nur noch wenig anfangen kann: „Die Musik, die aktuell ist, ist jetzt überall zu hören, und ich gehe ihr - soweit es möglich ist - aus dem Weg.“
Bei der Radiotechnik von heute sehe er für sich auch schwarz, weshalb er einen Kollegen zur Seite gestellt bekommt. Gottschalk sagt, als er von einem Gespräch mit den Programmverantwortlichen beim BR erzählt: „Hör mir auf mit den Onlinern. Ich mach' Radio.“ Eine Oldie-Sendung wolle er zwar nicht machen, aber: „Es gibt und gab zu meiner Zeit eine Musik, von der ich glaube, dass sie nicht gealtert ist.“
Gottschalk sagt unter Bezug auf den zeitgleich mit seiner Sendung im Fernsehen laufenden „Tatort“: „Ich werde versuchen, dem Publikum zu garantieren, dass es weniger Leichen gibt.“ Auch wenn viele der Musiker, deren Lieder er spielen werde, zugegebenermaßen schon tot seien.
Mit Einstellung und Musikgeschmack dürfte er wohl den Nerv der Zielgruppe treffen, die Bayern 1 erreichen möchte. Spätestens seit dem erklärten Aus für die Volksmusik auf dem Sender soll er „die neue Heimat der Babyboomer-Generation“ sein, wie Walter Schmich, Programmbereichsleiter von Gottschalks früherer Senderheimat Bayern 3, sagt. „Dafür gibt es kein besseres Flaggschiff als Thomas Gottschalk.“
Für Gottschalk ist das neue Engagement, für das sich der BR nicht in Unkosten stürzt, wie er betont(„Alles in allem zahl' ich drauf mit der Nummer“), die Rückkehr in seine Comfort Zone. Schließlich war es ihm nach seinem Abtritt von der ZDF-Paradeshow „Wetten, dass..?“ Ende 2011 vor rund 15 Millionen Zuschauern längst nicht mehr gelungen, die Massen vor den Fernseher zu holen.
Sein Versuch, im Ersten am Vorabend eine neue werktägliche Sendung („Gottschalk live“) zu etablieren, scheiterte an der Quote. Sein Einsatz als Jury-Mitglied beim RTL-„Supertalent“ war eher blass, „Gottschalks großes Klassentreffen“ auch kein Hit. Zuletzt moderierte er im Juni die Live-Sendung „Mensch Gottschalk - Das bewegt Deutschland“ bei RTL.
Beim BR-Engagement soll es allerdings nicht bleiben, sagt Gottschalk, ohne mehr zu verraten. Aber einmal im Monat aus seiner Wahlheimat Malibu („Die wissen in Malibu nicht, ob ich irgendein pensionierter Porno-Regisseur aus Schweden bin oder ein Radio-Typ ein Bayern“) nach Deutschland zu fliegen, müsse sich schließlich lohnen. „Ich hab dann mehr zu tun, wenn ich nach Deutschland komme - das wird eine andere Pressekonferenz.“
Im Fernsehen sei ihm passiert, „dass im Grunde mein Berufsbild sich verändert hat“, sagt der 66-Jährige. „Ich werde natürlich jetzt gesehen als so ein Untoter, der irgendwo es nicht schafft aufzuhören, und das ärgert mich einerseits.“ Sein Publikum sei schließlich genau so alt. Das sei im Grunde schon „Mobbing von allen über 40. Und das halte ich für unfair“. Sein erstes Lied am 8. Januar auf Bayern 1 kommt von der Rockband Golden Earring und heißt „Back Home“.