Geburtstag Walther Tröger - der Pragmatiker des Weltsports wird 90 Jahre
Der ehemalige Sportfunktionär Walther Tröger feiert am Montag seinen 90. Geburtstag.
Walther Tröger genoss stets Ansehen bei den Athleten. Vermutlich gibt es im deutschen Spitzensport auch keinen kenntnisreicheren Funktionär. Am Montag feiert Tröger in Frankfurt seinen 90. Geburtstag. Streitbar ist er immer geblieben.
Die Fusion des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland (dem Tröger als Geschäftsführer, Generalsekretär und Präsident bis 2002 diente) mit dem Deutschen Sportbund (DSB), mit großem Pomp 2006 in der Frankfurter Paulskirche als Neugründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gefeiert, war Trögers Sache nie. Als der Ex-Meisterschwimmer Klaus Steinbach ihn 2002 als NOK-Präsident unter nicht ganz feinen Bedingungen ablöste, war Trögers Karriere im Prinzip beendet.
Trögers Laufbahn war eher rational erfolgreich als emotional bewegt. Einen Pragmatiker des Weltsports hat man ihn genannt. Der studierte Jurist, geboren in Breslau, wuchs nach Flucht in Wunsiedel im Fichtelgebirge auf. Von 1953 bis 1961 war er Generalsekretär des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes, Wechsel zum NOK, Bürgermeister des Olympischen Dorfes München 1972. Diese Spiele waren sein prägendes Ereignis.
Als Willi Daume tief getroffen von dem feigen palästinensischen Terror-Anschlag resignierte, übernahm Tröger und ließ wie der US-Amerikaner Avery Brundage, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), nie einen Zweifel an dem historischen Diktum: The Games must go on. Von 1983 bis 1990 amtierte Tröger als Sportdirektor des IOC, 1989 wurde er Mitglied, bis 2009 im Amt, seither Ehrenmitglied. Bis 2002 war er bei acht Olympischen Winterspielen Chef de Mission. Tröger wünscht Deutschland wieder Olympische Spiele. „Aber wir dürfen die alten Fehler nicht wiederholen, wir haben die jüngsten Bewerbungen nicht professionell genug vorbereitet.
Natürlich können Berlin, Hamburg, München oder Rhein Ruhr Olympia veranstalten“, sagt Tröger im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Gründe des Scheiterns liegen für ihn in der Sportorganisation, aber Tröger ist zu altersweise, „um schmutzige Wäsche zu waschen“. Dass der Sport seine gesellschaftspolitische Position zu verlieren droht, weil es allein um Medaillen im Spitzensport geht, schmerzt Tröger zutiefst. „Jeder im Sport vertritt auch Karriereziele, und die sind meist höher angesiedelt als die Ziele des Sports.“