Glitzer und Glöckchen: Von Hand gefertigte Narrenkappen

Heusweiler (dpa) - Narrenkappen gehören in der Karnevalszeit zu den beliebtesten Kopfbedeckungen. Besonders hochwertige Exemplare kommen aus der Stickerei Schwarz im saarländischen Heusweiler.

Was wäre ein Narr ohne seine Kappe? Sie gehört zu seiner Uniform. Und er braucht sie jedes Jahr vom 11. November bis Faschingsdienstag. In der Stickerei Schwarz im saarländischen Heusweiler laufen seit September die Nähmaschinen heiß. In der bunten Halle entstehen aus Seide und Vlies, Pailletten und Glöckchen Narrenkappen in allen Farben und Größen.

An den Wänden sind bunte Wimpel und Fahnen, auf den Tischen Stofffetzen, Garne und Zeichenpapier, unter den Tischen Rollen mit Glanzseide in allen Farben. Erika Adams trägt ihre schwarze Brille tief auf der Nase und ein Maßband um den Nacken. Seit die Stickerei 1958 eröffnete, sitzt sie dort an einer der Nähmaschinen. Unter ihren Händen werden aus reich verzierten Stoffteilen individuelle Narrenkappen: „Bei so einer Kappe geht es um die Identität des Vereins, die kann man nicht fertig kaufen.“

Es gibt allerdings Karnevalsdiscounter, die billige Importe aus Taiwan verkaufen, eine Kappe wie die andere. In der Stickerei Schwarz aber gibt es keine Produktserien, keine Einheitsgrößen. Die Narrenkappe ist dort handwerkliche Kunst.

Bevor Adams alles zusammennäht, wird der Stoff von Hand geschnitten, bestickt und verziert. Im September kommen die ersten Aufträge der Karnevalsvereine. Bestellt werden 40 Kappen oder nur eine einzige, für den Elferrat, den Karnevalsprinzen und auch mal ein kleines Käppchen für die Prinzessin. „Die Vereine bestimmen Farben, Formen, Motive. Beliebt sind natürlich die Vereinsfarben, Schnörkel und Blumenmuster, Name und Emblem des Vereines“, sagt Maria Walter. Sie entwirft eine Kappe genau nach der Vorstellung der Vereine.

Zwischen 80 und 240 Euro kostet eine handgemachte Kappe. Drei bis vier Frauen arbeiten an einer, die 56-Jährige Otti Cäsar bestickt die Stoffteile: „Hinter den Seidenstoff wird dickes Vlies genäht, damit die Kappe auch steht.“ In jeder Kappe stecken etwa fünf Stunden Arbeit, bis zu fünf schaffen die Frauen am Tag. Bei einzelnen Nachbestellungen können die Frauen ein Exemplar genau nachmachen.

Der Bund Deutscher Karneval, die Gewerkschaft der Narren, sitzt in Köln. „Es ist wertvoll und wichtig, dass die Kappen nach Wünschen der Vereine gefertigt werden“, sagt Präsident Volker Wagner. „Die Kappen der Discounter sind ganz einfach und neutral. Aber die Narrenkappe repräsentiert den Verein. Farben und Applikationen müssen stimmen. Ein Narr ohne passende Kappe ist wie eine Braut ohne Brautkleid.“

Margarethe Schwarz sieht strenger aus, als man es von der Leiterin einer Narrenkappenstickerei vermuten würde. Die Frau am Schreibtisch mit geradem Rücken und strenger Brille sieht nicht aus, als sei sie zuständig für solch bunte Sachen. Ein Fastnachts-Fan sei sie nicht, sagt die Chefin, aber sie liebe das Handwerk. „Heute kommen fast alle Karnevalsvereine im Saarland zu uns, auch einige aus der Pfalz und den Niederlanden, insgesamt über 200.“ Bis zu 480 Kappen verkauft sie pro Saison.

Narrenkappen wurden in der Stickerei schon immer hergestellt. „Anfangs waren sie nicht so aufwendig wie heute“, erinnert sich Näherin Adams. Die Vereine hatten nach Kappen gefragt und die Frauen haben sich selbst angeeignet, wie sie deren Wünsche erfüllen konnten.

Maria Walter stellt die Kappen auf den Tisch. Am Ende wird an die vordere Spitze noch eine Quaste genäht oder ein Glöckchen, das daran baumelt. „Ohne geht es nicht, ohne ist sie nackt.“