Graf baut Rennstrecke im Teutoburger Wald
Millionen-Projekt: Schon 2012 sollen die Motoren am Bilster Berg röhren.
Bad Driburg. Noch röhren hier zwischen den Bäumen bestenfalls Hirsche, Ende 2011 sollen es schon die Motoren sein. Zum ersten Mal seit fast 80 Jahren wird in Westdeutschland wieder eine Autorennstrecke, pardon, ein "Drive Resort", gebaut. Motor des Projekts ist der Graf von Oeynhausen, selbst begeisterter Anhänger gepflegten Motorsports. Auf dem Bilster Berg im Teutoburger Wald, auf einem ehemaligen Nato-Gelände, will er mit privaten Investoren für rund 34 Millionen Euro einen 4,2 Kilometer langen Rundkurs bauen. Öffentliches Geld soll nicht fließen.
Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff schwärmt von der geschwungenen Landschaft, die der Kurs in sich aufnehmen soll, von einer Strecke für Motorenthusiasten. Er raunt Reizworte wie etwa "Nordschleife" oder "Bathurst", die den Nürburgring und den Panorama Circuit in Australien heraufbeschwören. Kurz, er tut das, was er besonders gut kann: andere von einer Idee überzeugen.
Streckenbauer Hermann Tilke war zuerst gar nicht begeistert. "Mein erster Eindruck: Oh Gott, wie soll man hier was hinkriegen?" Dann hat sich auch der Ex-Rennfahrer mitreißen lassen. Tilke hat mit seinem Aachener Büro schon einige Strecken in der Welt gebaut, auch für die Formel 1. Genau die soll es aber am beschaulichen Bilster Berg nicht geben. "Für die Formel 1 fehlt hier die Infrastruktur", sagt Tilke. Und auch der Geschäftsführer der Bilster Berg GmbH & Co KG, Hans-Jürgen von Glasenapp, versichert: "Es wird hier keine Großveranstaltungen geben, sondern kleine, aber feine Events."
Die zwei zuletzt in (Ost-)Deutschland gebauten Rennstrecken, der Lausitzring und der Sachsenring, sind zwar keine Goldgruben, doch davon lässt sich der Graf nicht beirren. Er geht davon aus, dass es zu wenige Strecken in Deutschland gibt, auf denen Autos getestet werden oder Clubs ihre gepflegten Schätze rollen lassen können.
Autobauer könnten auf dem abgeschirmten, rund 85 Hektar großen Gelände, ungestört ihre "Erlkönige" testen, Autozulieferer ihre Produkte. Hier sei auch der Ort für ein diskretes Fahrtraining von Personenschützern oder Sondereinsatzkommandos, sagt der Graf. Unternehmen könnten in einem exklusiven Ambiente ihre Produkte vorstellen. Ein Streckentag kostet hier ab 15000Euro, andernorts seien rund 50000 Euro fällig.
Ab und an wird sicherlich auch der Graf eine Runde mit seinem geliebten türkisfarbenen Jaguar E-Type, Baujahr 1962 drehen.