„Granny Hair“: Manche mögen's grau
Berlin (dpa) - Die Haare silbern wie bei Oma: Lady Gaga, Rihanna und Kelly Osbourne haben diesen Trend schon mitgemacht. Im Internet hat sich daraus ein richtiger Hype entwickelt.
Unter dem Schlagwort #grannyhair (Oma-Haar) zeigen sich im Netz reihenweise junge Frauen mit gefärbten grauen Haaren, die das wahnsinnig hip finden. Ein Thema, das viele Kommentare erntet. Etwa: „Ich habe mit dem Granny-Haar-Trend 1980 angefangen.“
Dazu passen die Alten in der Werbung: Das Label Céline setzte die 80 Jahre alte Schriftstellerin Joan Didion ganz cool mit großer Sonnenbrille als Model in Szene. Dolce & Gabbana fotografierte für eine Kampagne drei würdevolle alte Damen, wie man sie sonst auf italienischen Marktplätzen sieht - mit Handtaschen, Diademen und schwarzen Kleidern. Der ergraute Künstler und Rauschebart-Träger Friedrich Liechtenstein („Supergeil“) wurde mit Supermarkt-Werbung zum Internetstar.
Der große gesellschaftliche Wandel ist das nicht. Während sich Männer mit Grau eher noch fühlen dürfen wie George Clooney, hadern viele Frauen weiter damit und wollen es verschwinden lassen. So erzählen es Friseure. Die Modechefin der Londoner „Times“ verfasste gerade ein seitenlanges Bekenntnis: Warum sie mit Anfang 40 aufgehört hat, sich die grauen Haare zu überfärben. Es klingt auch ernüchternd: „...wäre ich grau geworden, wenn ich single wäre? Möglicherweise nicht.“
Nun also der „Granny-Look“. Die Berliner Fotografin Katja Wassermeyer mag das „gewisse Etwas“ bei jungen Models und grauem Haar. Als Motiv sei es reizvoll, „weil es einfach anders ist, es ist (noch) befremdlich für den Betrachter, ein junges Mädchen oder einen Jungen mit der Haarfarbe eines alten Menschen zu sehen.“ Das Bild steche aus der Masse heraus.
Junge Frauen sehen das Ganze unbeschwert und als Modegag, wie auf den Bildern bei Instagram, Facebook und Twitter zu sehen ist: „Ich liiiiebe meine grauen Haare“, heißt es da. Wichtig: Das Haar darf nicht aussehen wie verblichen, sondern wird edel gestylt. Der Trend sei in Deutschland schon angekommen, sagt Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffure. „Es ist total in.“ Wer mitreden will, müsse als Friseur die Technik beherrschen.
„Grau ist durchaus ein Thema“, sagt auch Marion Bayar vom Berliner Salon „Die Pauls Sisters“. Dazu gehören pastellige Nuancen in Blau oder Grün, in „Kreideoptik“, die leuchten und reflektieren. „Es kommt ganz gut an in allen Varianten.“ Der Trend werde bleiben, sagt Bayar. „Das Bunte wird noch mehr.“
„Junge Mädchen mögen das sehr“, hat der Promi-Friseur Udo Walz beobachtet. Er findet den Look bei kurzen Haarschnitten schön. „Bei langen Haaren macht es müde.“ Walz scherzt bei jungen Kundinnen vor dem Graufärben gern: Gleich wüssten sie, wie sie später mal aussehen.