Gutachter gegen Freilassung von Geiselgangster Degowski
Werl (dpa) - Der Mörder und Geiselnehmer Dieter Degowski (57) wird den 25. Jahrestag des Gladbecker Geiseldramas vermutlich hinter Gittern verbringen. Zwar hat Degowski seine Mindesthaftzeit inzwischen verbüßt und das Arnsberger Landgericht hat für kommenden Mittwoch einen Haftprüfungstermin angesetzt.
Der psychiatrische Gutachter habe sich aber bereits gegen die Freilassung ausgesprochen, bestätigten Justizkreise am Mittwoch Informationen der „Rheinischen Post“.
Degowski sei zwar therapiewillig, aber intellektuell nicht therapiefähig. Der Gutachter, Psychiater Norbert Leygraf, habe empfohlen, den 57-Jährigen nun in einer mehrjährigen Prozedur auf seine Entlassung vorzubereiten. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sich das Gericht über das Gutachten hinwegsetzt. Degowski sitzt im Gefängnis in Werl, sein Komplize Hans-Jürgen Rösner in Aachen.
Rösners Anwalt Rainer Dietz kämpft derzeit in mehreren Verfahren um Vollzugslockerungen für seinen Mandanten, dessen Mindesthaftdauer noch andauert. „Wie man mit ihm umgeht, ist schon besonders. Niemand spricht mit ihm“, sagte Dietz.
Es sei auch nicht richtig, dass Rösner therapieunwillig sei, wie in den Akten behauptet werde. Er wolle sich lediglich nicht zu einer Gruppentherapie in einen Kreis mit Kinderschändern setzen. Einer Einzeltherapie würde Rösner sofort zustimmen, sagte Dietz am Mittwoch.
Rösner ist inzwischen verlobt. Einen Hochzeitsantrag habe er aber nicht gestellt, sagte ein Sprecher des NRW-Justizministeriums am Mittwoch.
Das Gladbecker Geiseldrama gilt als die spektakulärste Geiselnahme in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Geiselnehmer waren vom 16. bis 18. August 1988 mit ihren Geiseln durch mehrere Bundesländer und die Niederlande gefahren.
Zwei Geiseln und ein Polizist starben, mehrere Menschen wurden verletzt. Polizei und Medien waren nach der Irrfahrt der Gangster in die Kritik geraten. Der Deutsche Presserat verbot in der Folge Interviews mit Straftätern während der Taten. Der Bremer Innensenator Bernd Meyer trat wegen Polizeifehlern zurück. Untersuchungsausschüsse in Bremen und Düsseldorf beschäftigten sich kritisch mit dem Vorgehen der Polizei.