Kein dringender Tatverdacht Haftbefehl gegen Schwager von vermisster Rebecca aufgehoben

Berlin · Seit mehr als vier Wochen wird Rebecca aus Berlin vermisst. Nun kommt der Schwager des Mädchens zum zweiten Mal auf freien Fuß. Rebeccas Mutter zeigt sich von der Freilassung überrascht.

Auch mit Flugblättern wird nach der vermissten Rebecca gesucht.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Im Fall der seit fast fünf Wochen vermissten 15-jährigen Rebecca aus Berlin ist der Haftbefehl gegen den Schwager des Mädchens am Freitag aufgehoben worden. Der Ermittlungsrichter begründete dies mit "Zweifeln am dringenden Tatverdacht" aufgrund des aktuellen Ermittlungsstands, wie die Berliner Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Der 27-Jährige bleibt nach Angaben von Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, aber nach wie vor Beschuldigter in dem Fall.

"Die Beweislage ist unverändert schwierig", sagte Steltner vor Journalisten. Die Indizien reichten derzeit nicht aus, um einen dringenden Tatverdacht gegen den Schwager zu begründen. Damit gebe es auch keine Voraussetzungen mehr für einen Fortbestand des Untersuchungshaftbefehls. Zuvor hatte die Anwältin des 27-Jährigen Haftbeschwerde eingelegt.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft gehen die Ermittlungen und die Suche nach Rebecca "mit unveränderter Intensität" weiter. Neue Erkenntnisse gebe es derzeit nicht. Gegen die Entscheidung des Ermittlungsrichters beim Amtsgericht Tiergarten, den Haftbefehl wegen Totschlagsverdachts aufzuheben, will die Staatsanwaltschaft zum jetzigen Zeitpunkt keine Beschwerde einlegen. Sie hält die Entscheidung "im Hinblick auf die gegenwärtig bestehende Beweislage" für vertretbar.

Was bisher im Vermisstenfall Rebecca geschah

Rebecca ist seit dem 18. Februar verschwunden. Sie hatte sich in dieser Nacht bei ihrer Schwester und ihrem Schwager im Berliner Stadtteil Britz aufgehalten, dort verlor sich ihre Spur. Sie kam danach nicht zur Schule. Die Ermittler gehen davon aus, dass Rebecca das Haus nicht lebend verließ.

Der 27 Jahre alte Schwager Rebeccas war Ende Februar erstmals festgenommen worden, weil es Widersprüche zwischen seinen Aussagen und den Ermittlungsergebnissen gab. Kurz darauf ordnete ein Ermittlungsrichter die Freilassung des Verdächtigen mangels dringenden Tatverdachts an.

Nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft wurde Anfang März Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags gegen den Mann erlassen. Er kam in Untersuchungshaft. Sein Auto war den Ermittlungen zufolge durch eine Überwachungsanlage in Brandenburg erfasst worden - und zwar am Tag von Rebeccas Verschwinden sowie erneut am Tag danach.

Trotz Hunderter Hinweise aus der Bevölkerung und umfangreicher Suchaktionen der Polizei gibt es von Rebecca bislang keine Spur. Bereits mehrfach suchten die Ermittler Waldstücke in Brandenburg und einen See südöstlich von Berlin ab - ohne Ergebnis.

"Wir werden alles tun, um das Schicksal von Rebecca aufzuklären", sagte Steltner. Es gebe derzeit keinerlei Erklärung, wo sich Rebecca befinden könnte.

Mutter von Rebecca „überrascht“ über Freilassung

Die Mutter des Mädchens zeigte sich in einem Interview mit dem Fernsehsender NTV "überrascht" von der Freilassung des Schwagers. Die Familie wolle dies "erstmal sortieren" und "darüber reden", sagte sie am Freitag.

(AFP)