Hannelore Kraft: Die Direkte
Hannelore Kraft hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie mit dem Berliner Politikbetrieb fremdelt. Mit ihrer Ankündigung am Rande der Koalitionsverhandlungen 2013, sie werde „nie, nie als Kanzlerkandidatin antreten“, unterstrich die NRW-Ministerpräsidentin (SPD) ihre Haltung.
Nun gab sie auf einer Wahlkampfveranstaltung in Sachsen-Anhalt einen tieferen Einblick in ihre Gedankenspiele. Die „Art und Weise, wie in Berlin Politik gemacht wird“, widerspreche ihrer Haltung, sagte Kraft. „Ich brauche die Menschen. Meine Stärke ist nicht, bei irgendwelchen G-20-Runden in Europa am Tisch zu sitzen.“
Zudem machte sie deutlich, wie groß ihr Misstrauen gegenüber der eigenen Partei ist. „Wenn mich einer bekämpft, dann in der Regel die eigenen Leute“, sagte die 52-Jährige, die erst 1994 in die SPD eintrat. Der von Parteifreunden provozierte Sturz des früheren SPD-Vorsitzenden Kurt Beck sei für sie „der schwärzeste Moment in der Parteigeschichte“ und gehe ihr bis heute nahe. Auf die Frage, ob sich so etwas wiederholen könne, antwortete Kraft: „Es kann einem passieren. Man muss damit rechnen.“ Sie wolle aber weiterhin kein Blatt vor den Mund nehmen: „Ich sage meine Meinung, so wie sie ist.“ JH