Harald Glööckler: Vom Penthouse ins „Chateau Pompöös“
Kirchheim/Weinstraße (dpa) - Harald Glööckler ist sichtlich stolz auf sein neues Heim. „Das ist wie im Garten Eden hier“, schwärmt der Modeschöpfer und deutet mit ausladender Geste auf die Apfel- und Feigenbäumchen hinter seiner Villa.
Der Kult-Designer ist seit Kurzem Pfälzer - in Kirchheim an der Weinstraße hat er ein Zwölf-Zimmer-Haus erstanden, das schon nach wenigen Wochen deutlich seine Handschrift trägt. Bei der Gestaltung des „Chateau Pompöös“ war Glööckler - der sich selbst erfolgreichster Designer Deutschlands nennt - voll in seinem Element.
Vor dem 1927 errichteten Haus ließ er eine sechs Meter hohe Fichte einsetzen, an der sich künstliche Papageien wie Spechte festkrallen. Die Innenseiten der mit Kunstrasen blickdicht gemachten Hecke säumen große Spiegel und Gemälde Glööcklers, und in den Blumenbeeten rund um den auf 32 Grad aufgeheizten Pool blühen neben echten auch künstliche Pflanzen. „Wenn ich meinem Beruf einen Namen geben müsste, würde ich sagen: Ich bin ein Verschönerer“, sagt der 50-Jährige. „Ich versuche einfach, alles schöner zu machen.“
Glööckler, der von Mode und Schmuck über den Hundenapf mit Krönchen bis zur Tapete viele Dinge entworfen hat, hat sich mit Hilfe von Teleshopping einen Namen gemacht. Glitzernde Kleidung, ein pechschwarzer Bart und Make-up sind seine Markenzeichen. Vor kurzem residierte der gebürtige Schwabe mit seinem Partner Dieter Schroth noch in einem Berliner Penthouse, aber es zog ihn aufs Land. Sie kauften ein großes Grundstück in Potsdam, außerdem stieß Glööckler auf die Pfälzer Villa mit den grünen Fensterläden. „Das war schon immer mein Traum.“ Sie war zunächst als Ferienhaus gedacht.
Aber zwei Wohnsitze zu haben kann anstrengend sein. Schließlich löste das schmucke Haus in dem ruhigen Wohngebiet des 1900 Einwohner zählenden Weindorfes Berlin ab - und avancierte nach einer mehrwöchigen Umbauphase zum Domizil auf Dauer. „Weil ich festgestellt habe, wie schön es hier ist“, sagt Glööckler. „Hier ist ein ganz besonderes Klima.“ Zuvor aber war Umzug angesagt. Mit sechs Speditionswagen machte sich das Paar auf in die Pfalz.
„Ich habe in Berlin privat alle Zelte abgebrochen und in der alten Wohnung nichts zurückgelassen“, sagt Glööckler. Immer seien dort die Rollläden geschlossen gewesen, er habe nicht rausgekonnt, sonst hätte es gleich „Halligalli“ gegeben. „Wir hatten überhaupt keine Beziehung zur Natur mehr. Das hat mich furchtbar gestört. Ich wollte endlich wieder Gras unter den Füßen spüren.“ In Kirchheim hat er das Grün vor der Tür, aus einigen Fenstern sieht er Weinberge. „Wir haben hier Vögel, Eichhörnchen, und überall summen die Bienen und Hummeln“, schwärmt Glööckler. Mitunter sitze er frühmorgens mit Hund Billy King im Garten und verfolge, wie der Tag anbricht.
Das Haus, dessen Wände mit Glööckler-Tapeten dekoriert sind, beherbergt neben vielen Spiegeln, Kronleuchtern und Kerzenständern viele bunte Gemälde des Designers, der das Malen seine große Leidenschaft nennt. Den Bildern hat er nun ein eigenes Buch gewidmet: „Glööckler Explosion“ lautet der Titel des im Eigenverlag erschienen Werks, das auf 998 Euro kommt. „Ich wollte nicht mit Verlegern diskutieren, wie mein Buch auszusehen hat, sondern es so umsetzen, wie es mir gefällt.“
„Natürlich entstehen hier andere Dinge als in Berlin“, sagt Glööckler. Man treffe andere Menschen, erlebe andere Einflüsse. Das Geschäft leidet nach den Worten des Chefs darunter nicht: „Seit wir hier sind, entwickelt sich eigentlich mehr Business als jemals zuvor.“ Seine Firma sitze nach wie vor in Berlin, man treffe sich dort, kommuniziere über das Internet, und die Kreativchefin reise pro Woche für zwei bis drei Tage an. Auch geschäftlich tut sich etwas: Zum Jahresende endet die Zusammenarbeit mit dem Teleshoppingsender QVC. „Wir werden neue Wege gehen“, kündigt Dieter Schroth an.
Die Gemeinde freut sich auf ihrer Internetseite über den Neubürger: „Auch Prominenz steht auf Kirchheim“, heißt es unter Glööcklers Foto. Angetan ist auch der Kirchheimer Dominik Rings, ein Karosseriebauer: Er habe gehört, Glööckler habe gesagt, er ziehe dahin, wo andere Urlaub machten, und Kirchheim sei wie die Cote d'Azur. „Das finde ich super“, sagt der 31-Jährige. Rentner Klaus Vonhof hat ebenfalls kein Problem mit dem Paradiesvogel. „Wenn er sich wohlfühlt...“, sagt der 63-Jährige. „Wenn's passt, passt's.“