Heavy Metal in Wacken: Laut, friedlich und schlammig

Wacken (dpa) - Bei sehr viel Regen und einem bisschen Sonnenschein haben 75 000 Heavy-Metal-Fans aus Deutschland und anderen Ländern drei Tage lang ein friedliches „Wacken Open Air 2012“ gefeiert.

Um die Auftritte der rund 130 Bands zu erleben, kamen einige Besucher sogar aus Amerika, Russland und China in das schleswig-holsteinische Dorf bei Itzehoe. Für Polizei und Rettungskräfte gab es keine außergewöhnlichen Einsätze, wie die Behörden mitteilten.

Zu den Top Acts gehörte die Abschieds-Show der Rockgruppe Scorpions aus Hannover am Samstagabend. Mit dem Song „Sting In The Tail“ startete die Band um Rudolf Schenker (63) vor Zehntausenden begeisterter Fans ihr offiziell letztes Open Air in Deutschland. „Wir wollen aufhören, solange wir noch gut sind“, erklärte der künftige Rock-Rentner Klaus Meine (64) vor der Bühnen-Show.

Die Auftritte anderer Bands kamen bei den Fans ebenfalls gut an. Jens aus dem nahen Wilster sagte begeistert über den Punkrock der deutschen Gruppe Betontod: „Es war hammermäßig“, während sein Freund Sebastian sich über den Auftritt von Megaherz freute: „Ob Punk, Metal, oder Deutschrock - mir ist die Richtung egal. Hauptsache, es ist rockig“, sagte der 30-Jährige.

Ein anderer Besucher lobte, dass sich das Festival auch für andere Stilrichtungen öffnet. „Selbst eine Band wie Santiano, die mit ihren Shantys aus einem ganz anderen Spektrum kommt und bei Carmen Nebel im ZDF auftrat, wird hier richtig abgefeiert“, sagte Michael aus Brunsbüttel. „Ebenso wie die Cowboys von der Spree - The BossHoss - 'ne kommerziell erfolgreiche Mainstream-Band.“

Hauptthema neben der Musik war beim W:O:A das Wetter. „Rain oder shine“, lautet das traditionelle Motto des Wacken-Open-Air. In diesem Jahr war die Sonne jedoch nur anfangs dabei. Am Schluss gab es fast nur noch „rain“. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen kämpften die Veranstalter und Tausende Heavy-Metal-Fans gegen den Morast. Am Samstagvormittag gab es sogar ein absolutes Fahrverbot auf dem Gelände. „Auf den Rettungswegen durften nur noch Einsatzfahrzeuge der Sanitäter und Polizei fahren“, sagte Festival-Sprecherin Britta Kock.

Weil ihre Zelte den Wassermassen nicht standgehalten hatten, brachen einige wenige Wacken-Fans bereits am Samstag ihre Quartiere ab und versuchten, sich auf den Heimweg zu machen. Um der Schlammwüste zu entkommen, montierten sie Schneeketten an die Räder ihrer Autos oder legten Absperrgitter auf dem Boden aus, um besonders tiefe Schlammlöcher zu überbrücken. Wenn gar nichts half, schoben sie sich gegenseitig an oder riefen Trecker zur Hilfe.

Die harten Metal-Fans jedoch blieben und machten das Beste aus der Situation. Sie dichteten ihre Zelte mit Planen ab und trotzten dreckverschmiert und mit lauten „Wackööööööön“-Rufen dem Wetter. In den Pausen zwischen den Auftritten der Bands hüpften einige wie kleine Kinder mit beiden Füßen in tiefe Pfützen, während andere sich im „Schlamm-Surfing“ übten.