Ehrenamt Helfer im Dauerstress
Viele Menschen engagieren sich, um Flüchtlingen zu helfen. Dabei stoßen sie oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Düsseldorf. Die Not der Flüchtlinge lässt viele Menschen in NRW nicht kalt. Sie engagieren sich beim Aufbau von Unterkünften, geben Sprachkurse oder begleiten bei Amtsbesuchen. Allein für das Technische Hilfswerk (THW) sind seit dem vergangenen Jahr rund 2300 Ehrenamtliche bei der Flüchtlingshilfe im Einsatz gewesen. „Ein Abbild der Bevölkerung“, sagt Henning Zanetti vom THW.
Vom Koch bis zum Manager, immer aber handwerklich versierte Menschen sind es, die sich beim Hilfswerk engagieren. Die Belastung ist oft hoch. „Das Ehrenamt aber kommt an seine Grenzen“, sagt Christoph Brodesser, Katastrophenschutzbeauftragter des DRK-Landesverbandes Westfalen.
Viele Ehrenamtliche kümmern sich hauptsächlich um die technischen Aspekte der Hilfe, haben kaum Kontakt zu den Flüchtlingen. Andere, wie der Düsseldorfer Thomas Buttler, gehen zu den Menschen in die Flüchtlingsheime, begleiten sie zu Ämtern und zu Ärzten. Im Moment hat der Frührentner eine 40 Stunden Woche. „Dass es sich so entwickeln würde, war mir vorher auch nicht klar“, sagt er.
Seine Hilfe führt auch ihn an seine Grenzen. „Abends bin ich oft einfach kaputt.“ Auslöser für sein Engagement waren die fremdenfeindlichen Pegida-Aufmärsche Anfang des Jahres. Er wollte ein Zeichen setzen gegen Ausländerfeindlichkeit. Seitdem hat er viel erlebt. Zu manchen Flüchtlingen hat sich ein relativ enger Kontakt entwickelt. „Aber ich erwarte gar nicht, dass die Leute sich öffnen“, sagt er. Würden die Helfer von sich aus die Ursachen von Flucht und Vertreibung ansprechen, drohe ein eine Re-Traumatisierung, sagt Buttler. Dabei würde Verdrängtes hervorgeholt werden, ohne dass es die Menschen auf einmal besser verarbeiten können.
Um das zu verhindern, werden ehrenamtliche Helfer in Düsseldorf im Umgang mit Flüchtlingen geschult. Der soll „möglichst auf Augenhöhe, traumasensibel und verbindlich sein“, sagt Maria Peters, Ehrenamtskoordinatorin der Caritas. In den 15 Seelsorgebereichen der Stadt engagieren sich jeweils bis zu 200 Menschen für Flüchtlinge. „Wie hoch die Belastung ist, hängt von jedem individuell und von der Art der Betreuung ab“, sagt sie. Je intensiver sie ist, je näher der Kontakt, desto größer ist auch die Belastung für die Ehrenamtler.
Von der großen Welle der Hilfsbereitschaft ist auch Perihan Tosun, Flüchtlingsberaterin des DRK Düsseldorf, überrascht. Sie wählt aus, wer sich für die Flüchtlingsbetreuung eignet, zum Beispiel Deutschunterricht in Notunterkünften gibt. „Das müssen keine Lehrer sein, nur Menschen, die Wissen vermitteln können“, sagt sie. Auch viele ehemalige Flüchtlinge engagieren sich. Sie bringen ein besonderes Poten´zial mit. „Sie kennen die Probleme anderer Flüchtlinge am besten“, sagt Tosun.