„Herz für Kinder“-Gala im Schatten eines Schulmassakers
Berlin (dpa) - „Es liegt ein Schatten über der Veranstaltung“, fand Schauspieler Herbert Knaup. Uschi Glas meinte gar: „Man würde heute am liebsten zu Hause bleiben, weil man so geschockt ist.“
Einmal pro Jahr sammeln „Bild“-Zeitung und ZDF mit der „Ein Herz für Kinder“-Spendengala Geld für bedürftige Kinder. Was eigentlich eine freudige Veranstaltung sein sollte, war am Samstag für manchen Gast gar nicht so leicht: Die Eindrücke des Schulmassakers in Newtown lasteten auf zahlreichen Prominenten.
Während der Live-Sendung im ZDF verwiesen jedoch nur wenige auf die Bluttat. Richtig ablenken von den Zielen des Abends - dem Vorstellen von Hilfsprojekten und Einholen von Spenden - wollte offenbar niemand. Auch nicht Moderator Jörg Pilawa. Der hatte zuvor noch in der „Bild“-Zeitung angekündigt: „Ich weiß nur, dass das heute Abend die schwerste Sendung meines Lebens sein wird.“ Tatsächlich verwies er nur kurz auf die Tat vom Freitag. Ein Einspieler zeigte anschließend Bilder aus Newtown.
Ansonsten machte Pilawa seine erstmalige Rolle als Nachfolger von Thomas Gottschalk als Gala-Moderator gut. Selbst das unter Gottschalk übliche Überziehen der Sendezeit hielt sich bei ihm mit knappen 20 Minuten in Grenzen. „Jörg hat einen guten Job gemacht“, konstatierte Boxstar Wladimir Klitschko auf der After-Show-Party.
Besonders bedrückt zeigten sich am Rande der Gala die Prominenten, die familiär in den USA verwurzelt sind: Boris Becker habe als erstes bei seinen Söhnen in Miami und Los Angeles angerufen, als er von dem Massaker erfuhr. „Da geht einem sofort das Herz in die Hose.“
Die einhellige Meinung des Abends im Axel-Springer-Haus in Berlin-Kreuzberg war jedoch: Das schreckliche Drama in Newtown ist nicht der einzige Fall, bei dem Kinder unschuldig ums Leben kämen. Gewichtheber Matthias Steiner drückte es so aus: „Das ganze Jahr sterben Kindern, gehen durch die Hölle. Solche Abende wie heute sind wichtig, dass darauf aufmerksam gemacht wird. Prominente Gesichter müssen genutzt werden, um Spenden zu sammeln.“
Wie im Vorjahr kamen bereits bis zum Ende der Sendung mehr als 14 Millionen Euro zusammen. Das Geld kommt Projekten in aller Welt zugute, aber auch bedürftigen Kindern in der Bundesrepublik. „Es ist wichtig, dass wir nicht nur ins Ausland gucken, sondern auch nach Deutschland“, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Schauspielerin Mariella Ahrens pflichtete ihr auf dem roten Teppich bei: „Kindern geht es nicht nur bei solchen Attentaten schlecht. Man muss selbst in Deutschland überall hinschauen.“
Ein Gast überstrahlte an dem Abend alle: Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen. Sie bekam aus den Händen von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) das „Goldene Herz“ für ihr Engagement für Kinder in Asien und Afrika und ihren Kampf gegen Aids überreicht. Auch sie erwähnte die Opfer von Newtown kurz: „Heute Abend sind unsere Gedanken bei den Familien in Connecticut, die ihre Lieben auf tragische Weise verloren haben.“ Sie selbst hatte im vergangenen Jahr durch die Bluttat von Anders Breivik auf der Insel Utøya einen Stiefbruder verloren.