Himmelsstürmer Baumgartner will Vorbild sein
Salzburg (dpa) - „I'm going home now.“ Auf 39 045 Metern Höhe fand Felix Baumgartner vor knapp zwei Wochen bleibende, weltbewegende Worte.
In seiner einstigen Salzburger Heimat angekommen, in der am Samstag im gläsernen Hangar 7 am Flughafen internationale Medien den Worten des Himmelsstürmers folgen, wirkt der 43-Jährige erstaunlich abgeklärt. „Ich bin kein 18-Jähriger, der von seiner plötzlichen Popularität überrollt wird“, erläutert der Österreicher im Gruppeninterview. Bereits mit seinen ersten Basejumps in den 1990ern erregte er reichlich Aufmerksamkeit, seit seinem Überschallsprung belagern ihn Fans fast rund um die Uhr.
Baumgartner kommt sein neues Superstar-Dasein nicht seltsam vor. Schließlich habe „die Welt den Atem angehalten, wir haben die Herzen berührt“. Die Rolle eines Idols gefällt ihm: „Die Jugend braucht Vorbilder, die Kinder müssen wieder nach draußen in die Natur.“ Als Sonderbotschafter der Vereinten Nationen (UN) will er künftig Vorbild sein. Denn es gebe „viel zu viel Negatives“ vor allem in der Politik.
Allerdings hatte Baumgartner nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ vor dem Fallschirmsprung dem Wortlaut einer Mitteilung über seinen möglichen Tod zugestimmt. „Wir hatten entsprechende Pressetexte vorbereitet. Es ist ziemlich bizarr, wenn man einen solchen Text lesen und abnicken muss.“ Die Kameras, die den Sprung live übertrugen, wären im Extremfall jedoch abgeschaltet worden, sagte Baumgartner dem Hamburger Nachrichtenmagazin weiter.
Unzählige Autogrammjäger mischen sich auf dem Flughafen unter die Pressevertreter, selbst die eine oder andere junge Journalistin entpuppt sich nach der Fragerunde als Autogrammjägerin. Reicht es nicht zum gemeinsamen Foto, dann darf schon mal eine silber glänzende Red Bull-Dose als Signier-Objekt herhalten.
Denn „Stratos“ ist der wohl bisher größte Coup für ein Unternehmen, das seit vielen Jahren das unkonventionelle Marketing perfektioniert hat. Seit 1988 unterstützt Unternehmensboss Dietrich Mateschitz Baumgartner, am Freitagabend fand sich laut Baumgartner in Salzburg endlich Zeit zum persönlichen Gespräch mit dem öffentlichkeitsscheuen Förderer. Obwohl der 43-Jährige auch nach seiner Abkehr vom Extremsport bei seinem Sponsor bleiben will, weiß er auch, wie sich sein weltweiter Werbewert seit jenem 14. Oktober gesteigert hat: „Es gibt Angebote.“ Zukünftige Sponsoren müssten aber gut zu seinem Image passen, so Baumgartner.
Doch aus luftigen Höhen will sich der Österreicher künftig nicht mehr stürzen: „Ich bin am Ende meiner Reise angekommen. Ich habe dieses Kapitel erfolgreich abgeschlossen.“ Seine Kapsel vom Überschallsprung kommt im Hangar 7 ins Museum, der Held selbst will neben seiner Tätigkeit als UN-Sonderbotschafter Hubschrauberpilot werden, seine Biografie veröffentlichen und vielleicht eine Familie gründen. Wird sein Nachwuchs ähnlich wagemutig wie er, weiß Baumgartner, was er ihm schuldig ist: „Mein Vater hat mich immer zurückgehalten. Ich werde meine Kinder bei allem unterstützen.“