Hitze, Sturm und Regenfälle - Wetterkapriolen ohne Ende

Berlin. Erst wird es heiß, dann kracht es wieder - die Wetterumschwünge sind für viele Bundesbürger eine Strapaze. In Deutschland freut sich die Miniermotte über die Hitze während die bayerischen Lehrer über ein "ICE-Feeling" in den Klassenzimmern klagen.

Doch im Vergleich zu anderen Regionen der Erde ist die Wetterlage in Deutschland vergleichsweise harmlos.

AUF DEN PHILIPPINEN hat Taifun "Corson" mindestens 38 Menschengetötet. Weitere 47 Menschen galten als vermisst, wie dieZivilschutzbehörden in Manila am Freitag mitteilten. Der Taifun hattedie Insel Luzon schwer getroffen und dabei fast 19 000 Häuserbeschädigt. Rettungstrupps waren weiterhin bemüht, in entlegene Teileder Insel vorzudringen.

IN JAPAN haben schwere Regenfälle am Freitag mindestens sieben Menschendas Leben gekostet. Weitere acht galten als vermisst. TagelangeRegenfälle sorgten vor allem im Westen Japans für großflächigeÜberschwemmungen, die Behörden bereiteten bereits Pläne vor, ummehrere hunderttausend Menschen in Sicherheit zu bringen. DieMeteorologen warnten vor weiteren Überschwemmungen und Erdrutschen.

IN DEN USA hat eine Serie von Sommergewittern Teile der US-AutostadtDetroit im Bundesstaat Michigan am Donnerstagabend ins Dunkelgestürzt. Blitzeinschläge, Sturmböen und starker Regen sorgteninnerhalb kürzester Zeit dafür, dass in fast 100 000 Haushalten derStrom ausfiel, wie die "Detroit News" auf ihrer Website berichtete.Reparaturtrupps der Elektrizitätswerke und Feuerwehren waren in derNacht pausenlos unterwegs, um die Schäden zu beheben.

IN ÖSTERREICH haben schwere Gewitter nach großer Hitze in der Nachtzum Freitag große Schäden angerichtet. Vor allem in Kärnten,Niederösterreich und der Steiermark hatten die Einsatzkräfte viel zutun. Sturmböen mit Hagel und Starkregen fegten auch über das KärntnerLavanttal hinweg, die Polizei musste mehrere Menschen in Sicherheitbringen.

In Niederösterreich blockierten umgestürzte BäumeBahngleise. Im Steinernen Meer im Pinzgau im Salzburger Landverliefen sich zwei deutsche Touristen und mussten per Hubschraubergerettet werden.

DIE MINIERMOTTE findet nach strengem Winter und trockener Sommerhitzebeste Lebensbedingungen. Sie setzt den weißblühenden Kastanien indiesem Sommer in Deutschland rund vier Wochen früher zu als in denVorjahren. "Wir werden schon Ende Juli entlaubte Bäume haben", sagteBarbara Jäckel vom Berliner Pflanzenschutzamt der Nachrichtenagenturdpa.

Damit werde sogar das bisher auffälligste Minimiermotten-Jahr2003 übertroffen. Grund seien die äußerst günstigenWitterungsbedingungen für die Schädlinge. Nur Feuchtigkeit kann derBrut etwas anhaben, der kühle und nasse Mai habe aber nicht gereicht.

BEI HITZE FRÜHER FEIERABEND gilt für ein Berliner Finanzamt. Das hatseinen Mitarbeitern freigestellt, bei den tropischen Temperaturennach Hause zu gehen - bevor es zum Kreislaufkollaps kommt. "Es gibtaber kein Hitzefrei für Berliner Finanzbeamte", sagte der Sprecherder Senatsverwaltung für Finanzen, Daniel Abbou, am Freitag.

Der Chefdes Finanzamtes für Fahndung und Strafsachen hatte seinenMitarbeitern geschrieben, sie sollten selbst entscheiden, wie langesie sich noch dienstfähig fühlten. Diese Behörde habe keineKlimaanlage, sagte Abbou. "Wir behandeln unsere Bediensteten besserals die Bahn einen Teil ihrer Fahrgäste."

EIN "ICE-FEELING" beklagt der Bayerische Philologenverband (bpv)während der heißen Sommertage in vielen Klassenzimmern. Gründe: zuwenig Lüftungs- und Klimaanlagen sowie bauliche Defizite, erklärteder bpv-Vorsitzende Max Schmidt am Freitag in München. Schmidtbeklagte aber auch, dass die einst weit verbreiteten "Hitzefrei"-Regelungen überall in Deutschland auf dem Rückzug seien.

In viel zuvielen Klassenzimmern werde selbst bei tropischen Temperaturengeschwitzt und gelernt. "In Köpfe, die vor Hitze qualmen, geht nichtmehr viel hinein", warnte Schmidt. Dabei dürften die Schulleiter denUnterricht ausfallen lassen, wenn Bedingungen herrschten, die dieBildungsarbeit in der Schule nachhaltig infrage stellten.

EIN SAUERSTOFFGERÄT FÜR FISCHE gibt es in den Sommermonaten in Berlin- angeliefert vom senatseigenen Belüftungsschiff "Rudolf Kloos". Seit15 Jahren ist es auf den Kanälen der Hauptstadt unterwegs, um dasWasser mit Sauerstoff anzureichern.

So sollen ein Fischsterbenverhindert und die Trinkwasserversorgung gesichert werden. Das eigensfür diesen Zweck gebaute Schiff arbeitet laut Senatsverwaltungwirkungsvoll. Mussten in den 1980 Jahren noch jährlich bis zu zehnTonnen toter Fische aus umgekippten Gewässern geholt werden, ist dasheute nicht mehr nötig.