Hongkong meckert über die junge Generation

Streit: Verwöhnt, verzogen und bestenfalls für moderne Technik zu begeistern seien die jungen Leute – finden Ältere in der Hafenstadt.

Hongkong. Ein Video spaltet die Hongkonger Gesellschaft fast so wie Thilo Sarrazins Thesen die deutsche. Nur dass es nicht um integrationsunwillige Einwanderer geht, sondern um die jungen Einwohnerder Hafenmetropole.Der Stein des Anstoßes: Das Video zeigt, wie ein pubertierender Flegel im Bus einem älteren Herrn den Sitzplatz verweigert und freche Antworten gibt.

Neueste Umfragen belegen, dass die Alten von den Jungen alles andere als begeistert sind. Weil die Jugendlichen außer Kenntnissen über moderne Unterhaltungselektronik keinerlei Tugenden besäßen, sei es um die Zukunft Hongkongs schlecht bestellt - eine Einschätzung, die unter den sieben Millionen Bürgern immer mehr Anhänger findet.

"Unsere Studien zeigen, dass Hongkong von der Jugend generell einen negativen Eindruck hat", sagt Angela Ngai, Leiterin des Bundes der Jugendgruppen, der Organisation, die Hunderte Erwachsene nach ihrer Meinung über junge Leute befragte.

"Kaputt verwöhnt" ist ein Ausdruck, den neun von zehn Hongkonger geeignet finden, die Jugend zu beschreiben. Wenn es überhaupt etwas gäbe, was an den Jungen zu bewundern wäre, dann sei das einzig und allein die Fähigkeit Computer, iPhone und iPod perfekt zu beherrschen.

Derzeit sind nach Regierungsangaben 6,2 Prozent der Bevölkerung Hongkongs älter als 75 Jahre. Bis 2039 werden es allerdings 16 Prozent sein. Der Anteil der unter 15-Jährigen wird dann bei nur 10,5 Prozent liegen.

Es überrascht nicht, dass viele Vertreter der jungen Generation das harsche Urteil der Alten nicht unwidersprochen hinnehmen wollen. So melden sich immer mehr junge Prominente zu Wort und kommen der "missverstandenen" Jugend zur Hilfe.

Die Börsenspekulantin Victoria Wang, selbst noch in der ersten Lebenshälfte, aber eine prominente Persönlichkeit, teilt keineswegs die Einschätzung, dass Hongkongs Jugend moralisch verkommen sei. "Die Jugendlichen werden langsam reifer und dadurch zu besseren Menschen. Und sie werden auch eine Bereicherung sein für Hongkongs Zukunft."