Hubschrauber halten Kontakt zu havarierter „Costa Allegra“
Rom/Hamburg (dpa) - Aus der Traumreise im Indischen Ozean ist eine Abschlepptour ohne Strom durch Piratengebiet geworden. Hubschrauber versorgen das Kreuzfahrtschiff „Costa Allegra“ nach seiner Havarie im Pazifik mit Hilfsmitteln.
Das erklärte ein deutscher Vertreter der Reederei Costa Crociere am Dienstagabend. Das Schiff werde nun zu den Seychellen geschleppt, wo es am Donnerstagmorgen mit zweitägiger Verspätung eintreffen solle.
Die Havarie der „Costa Allegra“ trifft erneut ein Kreuzfahrtschiff jener italienischen Reederei, der auch das Unglücksschiff „Costa Concordia“ gehört. Das Feuer im Maschinenraum der „Costa Allegra“ hat auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen am Montag zwar niemanden verletzt. Die mehr als 1000 Menschen fuhren anschleißend aber ohne Klimaanlage und funktionierende Stromversorgung durch die Tropen. Ihre 26-Tage-Seereise sollte von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis Savona in Italien führen. Nun endet sie auf den Seychellen, von wo die Urlauber umgehend heimfliegen sollen.
Ein französischer Hochsee-Fischtrawler und zwei Schlepper sollen die manövrierunfähige „Costa Allegra“ zur Seychellen-Hauptinsel Mahé im Indischen Ozean ziehen. Die Schlepper hätten das italienische Schiff erreicht und könnten es nun rascher dorthin bringen, teilte die Genueser Reederei Costa Crociere mit. Von den 1049 Menschen an Bord sind 636 Passagiere aus 25 Ländern. Dabei sind 38 Deutsche, 90 Schweizer, 97 Österreicher, 127 Franzosen und 135 Italiener.
Nach einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur APA hat die Staatsanwaltschaft der italienischen Hafenstadt Genua inzwischen Ermittlungen eingeleitet, um die Ursachen des Brandes im Maschinenraum zu klären. Der Kapitän der „Costa Allegra“ hatte ausgeschlossen, dass der Brand mutwillig gelegt worden sein könnte.
Der italienische Konsumentenschutzverband Codacons will nun von der Reederei eine Entschädigung für die Passagiere. Die Reisenden hätten wegen des Brandes aufgrund von Angst und Stress erheblichen Schaden erlitten.
Ursprünglich sollte die nach einem Feuer im Maschinenraum fahruntüchtige „Costa Allegra“ zu der näher gelegenen Insel Desroches geschleppt werden. Eine Überprüfung habe jedoch ergeben, dass die dortigen Sicherheitsbedingungen für das Anlegen und die Ausschiffung nicht gegeben seien. Auch reichten die Unterkünfte auf der Insel nicht aus, erklärte die Reederei.
Unterdessen wird für die Menschen an Bord gesorgt: Helikopter bringen Nahrung, Taschenlampen und andere notwendige Ausrüstung für die „Costa Allegra“. Die Wetterbedingungen seien gut. „Nachts wird es für die Passagiere am besten sein, draußen auf dem Deck zu bleiben“, riet Giorgio Moretti von der Reederei den Passagieren. Denn vor den Seychellen sind bis zu 30 Grad Hitze angesagt.
Wo sich die „Allegra“ derzeit genau befindet, können Angehörige nicht erfahren: Die Webkamera, die auf der Internetseite der Reederei laufend Bilder von Bord überträgt, ist ebenso ausgefallen wie die Routenübertragung. Die „Costa Allegra“ hatte am Montag während der Fahrt von Madagaskar in Richtung Seychellen Hilfe angefordert.
„Allen geht es gut, es ist nichts passiert“, sagte der Sprecher der deutschen Tochtergesellschaft Costa Kreuzfahrten, Werner Claasen, am Dienstag. Alle Familienangehörige der Passagiere seien informiert worden. Nach Claasens Angaben war von dem Brand der Teil der Maschine betroffen, der den Strom für das Schiff produziert. Das Feuer sei schnell unter Kontrolle gebracht worden. „Das Feuer hat sich in keinen anderen Bereich des Schiffes ausgebreitet, es hat weder Verletzte noch Opfer gegeben“, hieß es. Die Bordapparatur sei in Notbetrieb. Die Brandursache war zunächst unklar.
Die Reederei fährt seit rund sechs Wochen in schwierigen Wassern: In der Nacht zum 14. Januar war das Schiff „Costa Concordia“ vor der toskanischen Küste auf einen Felsen gelaufen. Ursache war allem Anschein nach ein Manövrierfehler des Kapitäns. Wahrscheinlich starben 32 Menschen bei der Katastrophe. Die Bergungsarbeiten dauern noch an - und immer wieder finden Taucher Leichen in dem Wrack.
Die 1992 umgebaute und damit ältere „Costa Allegra“, früher ein Containerschiff, ist mit 28 600 Tonnen wesentlich kleiner als die vor der Insel Giglio havarierte „Concordia“.
Der Aktienkurs der Costa-Muttergesellschaft Carnival lag am Dienstag im vorbörslichen New Yorker Handel um ein knappes Prozent im Minus. Am Vortag hatte das Unglück die Anleger aufgeschreckt und die Aktie zwischenzeitlich um 2 Prozent fallen lassen. Das Papier der weltgrößten Kreuzfahrt-Reederei hatte sich bis zum Abend aber wieder gefangen und war fast unverändert aus dem Handel gegangen.