Tragisches Ende eines Hubschrauber-Touristenausflugs in der Millionenmetropole New York: Beim Absturz des Helikopters in den kalten Hudson River an der Westseite von Manhattan sind alle sechs Insassen - drei Kinder und drei Erwachsene - ums Leben gekommen. Das Unglück hat auch die Diskussion über die Zukunft dieser bei Touristen sehr beliebten, in New York aber höchst umstrittenen Hubschrauber-Ausflüge, bei denen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Menschen ums Leben kamen, neu angefacht.
Unter den Toten sind neben dem Piloten auch ein Manager der Siemens-Tochter Siemens Mobility, der 49 Jahre alte Agustín Escobar, sowie seine Frau. Escobar war dort Chef der Sparte Rail Infrastructure. Sein Dienstsitz war in Berlin. Seine Frau arbeitete für den Energietechnikhersteller Siemens Energy.
Beide Unternehmen bestätigten die jeweilige Identität der Opfer. „Wir sind zutiefst bestürzt über den tragischen Hubschrauberabsturz, bei dem Agustin Escobar und seine Familie ums Leben gekommen sind“, schrieb Siemens in einer Mitteilung. „Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt allen Angehörigen.“
Unglücksursache noch völlig unklar
Laut der US-Flugsicherheitsbehörde laufen Ermittlungen zur Unglücksursache. New Yorks Bürgermeister Eric Adams zufolge waren alle Fluggäste nach vorläufigen Informationen zu einem Besuch aus Spanien angereist und auf einem Rundflug über der Metropole, als der Helikopter aus noch ungeklärten Gründen in den Fluss vor Manhattan stürzte. Es handele sich um eine Familie aus Barcelona, schrieb der Regierungschef der spanischen Region Katalonien, Salvador Illa, in einem Post auf der Plattform X. Er sprach zugleich sein Beileid aus. Auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez kondolierte auf X.
Wie es zu dem Absturz am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) kam, war zunächst unklar. Auf Videoaufnahmen und Fotos ist zu sehen, wie der Helikopter kopfüber in der Luft liegt, bevor er abstürzt. Michael Roth, zu dessen Unternehmen der Hubschrauber für Touristenrundflüge in der Millionenstadt gehört, sagte der britischen Zeitung „The Telegraph“: „Er (der Pilot) meldete sich und sagte, dass er landen würde und dass er Treibstoff bräuchte. Es hätte etwa drei Minuten dauern sollen, zurückzukehren, aber nach 20 Minuten war er immer noch nicht da.“ Der „New York Post“ sagte Roth, er könne sich das Unglück nur mit einem Vogelschlag oder einem Versagen der Rotorblätter erklären.
Augenzeugen: Hubschrauber fiel wie Stein vom Himmel
Ein weiterer Hubschrauber der Firma habe sich dann auf den Weg gemacht und aus der Luft den abgestürzten Helikopter im Hudson gesehen. Medienberichten zufolge waren Hubschrauber der Firma in der Vergangenheit schon mehrfach mit technischen Problemen aufgefallen.
Im Internet verbreiteten sich Aufnahmen, auf denen die Kabine eines Hubschraubers zu sehen ist, die wie ein Stein aus großer Höhe ins Wasser stürzt. Spekuliert wurde daher, dass der Helikopter in der Luft auseinandergebrochen sein könnte. Einsatzkräfte fuhren mit zahlreichen Booten zur Unglücksstelle, doch für die Insassen des Hubschraubers vom Typ Bell 206 kam jede Hilfe zu spät.
Trump: „Aufnahmen sind schrecklich“
„Die Aufnahmen von dem Unfall sind schrecklich“, schrieb US-Präsident Donald Trump auf der Plattform Truth Social. Nähere Informationen zu Ursache und Hergang des Unglücks werde es in Kürze geben, kündigte er an.
Der Hubschrauber war nach bisherigen Erkenntnissen gegen 15 Uhr Ortszeit in Downtown Manhattan gestartet, um die Südspitze Manhattans geflogen und dann den Hudson River entlang zwischen New York und New Jersey. Auf Höhe des nördlichen Endes von Manhattan kehrte er um - wenige Minuten später verlor der Pilot dann offenbar die Kontrolle über den Hubschrauber, der nahe dem Ufer von New Jersey in den Fluss stürzte.
Hubschrauber gehören in New Yorker zum Alltag
Helikopter gehören zum New Yorker Stadtbild und sind gerade in Manhattan ständig zu sehen. Um die 30.000 Flüge gibt es Branchenangaben pro Jahr. Meistens haben sie Touristen an Bord oder bringen reiche Geschäftsleute zu ihrem nächsten Termin oder Wohnsitz vor den Toren der Stadt. Vielen New Yorkern ist das nicht nur zu laut, sondern auch zu gefährlich. Immer wieder entbrannten nach Unfällen Debatten über die Sicherheit in der dicht besiedelten Metropole mit mehr als acht Millionen Einwohnern und Hunderten Wolkenkratzern.
Dabei dürfen Helikopter nur mit spezieller Erlaubnis über das Zentrum Manhattans fliegen. Die meisten Piloten heben am Rand der Insel ab und fliegen über dem East River und dem Hudson. Nicht weit entfernt von der jetzigen Absturzstelle hatte ein Pilot 2009 eine Passagiermaschine der Fluggesellschaft US Airways spektakulär auf dem Hudson notgelandet, ohne dass dabei jemand verletzt wurde. Der Vorfall machte weltweit Schlagzeilen und wurde später verfilmt.
Immer wieder Unfälle
Ein Rundflug über New York gehört jedes Jahr für tausende Touristen zum Pflichtprogramm. Für viele sind die wenigen Minuten über der einmaligen Kulisse von Manhattan - für die sie hunderte Dollar zahlen - ein Höhepunkt des Urlaubs. Eine Reihe von Unternehmen hat sich zudem auf Flüge für Geschäftsleute spezialisiert.
Viele Anwohner stört der Hochbetrieb über den Dächern der Stadt allerdings. 2016 versuchte die Stadtverwaltung, die mit dutzenden Millionen Dollar Einnahmen selbst an dem Geschäft profitiert, einen Kompromiss zu schließen: Die ursprüngliche Zahl von 60.000 Flügen pro Jahr wurde halbiert.
Zu Unfällen kam es jedoch weiterhin. So stürzte im Mai 2019 ein außer Kontrolle geratener Helikopter in den Hudson River. Der Pilot konnte sich mit einem Sprung ins Wasser retten. Kurze Zeit später stürzte ein Hubschrauber auf ein Hochhausdach und ging in Flammen auf. Insgesamt starben Medienangaben zufolge rund drei Dutzend Menschen in den vergangenen Jahrzehnten bei Hubschrauber-Unfällen in New York.
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