In 100 Tagen kommt die Queen nach Deutschland

London (dpa) - Am Ende bedankte sich die Queen höflich. „Ich nehme Abschied voller Dankbarkeit für den warmen Empfang, den man mir überall bereitet hat“, sagte Elizabeth II., heute 88, im November 2004 vor dem Landtag in Düsseldorf, bevor sie in den Flieger stieg.

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Für mehr als ein Jahrzehnt blieb es ihr letzter Staatsbesuch in der Bundesrepublik. Bald kommt die britische Monarchin wieder: Am Montag (16.3.) sind es noch 100 Tage bis zu ihrer Ankunft in Deutschland.

Was genau die britische Königin vorhat, die zusammen mit Ehemann Prinz Philip reist, ist noch unklar. Der Palast veröffentlicht das royale Programm meistens eher kurzfristig. Berlin ist sicher dabei, schließlich folgt sie mit dem Besuch vom 24. bis 26. Juni einer Einladung von Bundespräsident Joachim Gauck.

Geht es nach Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, macht der Tross auch in Gotha halt - eingeladen hat er jedenfalls. Gehört habe er noch nichts aus dem Buckingham-Palast, sagte Ramelow am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur, aber das gehe ja auch „den diplomatischen Weg“. Grundsätzlich sei ihm zwar signalisiert worden, dass die Queen durchaus Interesse an einem Besuch habe - der volle Terminkalender während der Reise könne aber ein Hindernis sein.

Es wäre ein Besuch in der Heimat der Vorfahren: Prinz Albert, der Ur-Ur-Großvater der Queen, war ein Spross des Herzogshauses Sachsen-Coburg und Gotha. Er heiratete vor 175 Jahren die britische Königin Victoria.

Überhaupt sind die Familienbande zu Deutschland recht eng: 1714 bestieg mit George I. ein Mann aus dem Hause Hannover den britischen Thron. Der spätere König George V. war ein Cousin des deutschen Kaisers Wilhelm II. und Prinz Philip stammt aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.

Das britische Königshaus pflegt die Bande nach Deutschland aber kaum. Den Familiennamen Saxe-Coburg-Gotha änderte man während des Ersten Weltkriegs in Windsor. Die zeitweilige Nähe des Coburger Herzogshauses zu den Nationalsozialisten belastet das Erbe.

Immerhin: Bei ihrer ersten Visite vor 50 Jahren erinnerte die Queen an ihre deutschen Wurzeln. Das war damals, mitten im Kalten Krieg, enorm wichtig für die diplomatischen Beziehungen der beiden Länder. Es war der erste Besuch eines britischen Monarchen in Deutschland nach mehr als 50 Jahren, dazwischen hatten Briten und Deutsche in zwei Weltkriegen gegeneinander gekämpft.

Bei diesem ersten Besuch war Elizabeth 39 Jahre alt. 1978, 1992 und 2004 kam sie wieder, wie bei jedem Staatsbesuch im Auftrag der Regierung, die so ihre diplomatischen Beziehungen pflegt. Nun haben die Deutschen erneut eine Möglichkeit, das britische Staatsoberhaupt aus der Nähe zu sehen - diesmal dann als 89-Jährige, in ein paar Wochen hat die Königin Geburtstag (21. April).

Ihr Alter ist der Königin kaum anzumerken. Sie ist viel an der frischen Luft und reitet gelegentlich sogar noch aus. Abdanken wie Juan Carlos in Spanien? In Großbritannien ist das kein Thema. Im September wird Elizabeth II. wohl die am längsten regierende Monarchin in der Geschichte des Vereinigten Königreichs sein.

Zwar gibt sie Termine an Thronfolger Prinz Charles (66) und die Enkel William (32) und Harry (30) ab, aber der königliche Terminkalender ist immer noch gut gefüllt: Alleine in den vergangenen Tagen gedachte die Queen feierlich der Afghanistan-Toten, taufte ein Schiff „Britannia“, feierte den Commonwealth-Tag, lauschte dem London Symphony Orchestra oder dinierte mit Mexikos Präsidenten.

Meist war auch Philip dabei, dessen 94. Geburtstag zwei Wochen vor der Deutschlandreise ansteht. Im November will das Paar übrigens noch weiter als nach Deutschland reisen - zum Mittelmeer, nach Malta, wo beide bereits als frisch Verheiratete waren, bevor Elizabeth den Thron bestieg. 2007 feierte das Paar auf Malta auch 60. Hochzeitstag.

Im April sollen aber erstmal Queen-Enkel William und seine Frau Kate (33) ihr zweites Kind bekommen. Ist ein Trip für die Queen und stolze Ur-Oma nach Germany da überhaupt noch etwas Besonderes? Der britische Botschafter in Berlin, Sir Simon McDonald, ist sicher: „Der Besuch wird ein unvergessliches Ereignis sein.“