„Christmas Wonderland“ In Michigan boomt weltgrößter Weihnachtsladen
Frankenmuth (dpa) - „Wollen Sie die Wahrheit wissen?“, fragte Wally Bronner einmal einen Reporter der „Detroit Free Press“.
„Die Wahrheit ist, dass zu Weihnachten überhaupt keine Dekorationen sein müssen. Was sein muss, ist, dass wir unsere Herzen dekorieren. Wir sind so beschäftigt mit all den Vorbereitungen, dass wir vergessen, dass es eine so wichtige Zeit im Jahr ist, um innezuhalten und über unser Leben, unseren Glauben und die Welt nachzudenken.“
Der 2008 gestorbene Bronner war 77 Jahre alt, als er das Interview gab - und Seniorchef des nach eigenen Angaben größten ganzjährig geöffneten Weihnachtsimperiums der Welt.
Mitten in seinem Heimatstädtchen Frankenmuth im US-Bundesstaat Michigan, nördlich der Metropole Detroit, eröffnete Bronner 1945 sein „Bronner's Christmas Wonderland“, das bis heute von seinen Nachfahren betrieben wird. „Schilder, Werbedisplays und Dekorationen waren mein Hobby und daraus ist ein komplettes Unternehmen geworden.“ Wie fast alle Einwohner des knapp 5000 Einwohner zählenden Städtchens hat auch Bronner deutsche Vorfahren. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten sie aus der Nähe von Nürnberg aus. Frankenmuth ist bis heute von Landwirtschaft geprägt und feiert sich als „Little Bavaria“ (kleines Bayern) - inklusive Oktoberfest, Würstchen und Trachten. Damit ist der Ort zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen des Bundesstaates geworden.
„Bronner's Christmas Wonderland“ ist inzwischen auf mehr als 8000 Quadratmeter Ladenfläche angewachsen, drumherum liegen fast 1500 Parkplätze. Zum Zurechtfinden bekommen Kunden eine Faltkarte. Das ist selbst für US-Verhältnisse, wo die Menschen riesige Läden und Weihnachtsdekorations-Spektakel gewöhnt sind, außergewöhnlich. Drei meterhohe Weihnachtsmänner und ein Schneemann bewachen die Eingänge. Hunderttausende Lichter funkeln drinnen und draußen, Weihnachtsmusik dudelt in Dauerschleife, der Strom kostet das Unternehmen durchschnittlich 1250 Dollar (etwa 1160 Euro) pro Tag. Fast an allen Tagen im Jahr hat der Laden auf - am eigentlichen Weihnachtstag, der in den USA am 25. Dezember begangen wird, aber zu.
„Ich kann nie zuviel Weihnachten haben“, sagt Sherrie, die hinter dem Informationsschalter am Westeingang steht. „Ich habe auch eine riesige Sammlung an Weihnachtspullis. Nur die Weihnachtsmusik geht mir nach einer Weile auf den Keks.“ Mehr als zwei Millionen Menschen strömen jedes Jahr in den Laden, alleine am letzten Novemberwochenende nach dem traditionellen Thanksgiving-Fest etwa 50 000. Pro Jahr kaufen die Kunden mehr als zwei Millionen Weihnachtsbaum-Anhänger, mehr als 12 000 Kilometer Girlanden und rund 780 Kilometer Lichterketten. Mehr als 600 Angestellte hat Bronner's in den betriebsamsten Phasen.
„Hier ist eigentlich immer Betrieb, zu Jahresanfang natürlich aber ein bisschen weniger“, sagt Mitarbeiterin Sherrie. Wenn Weihnachten gerade nicht in Sicht ist, verkauft der Laden auch Dekoration und Geschenke für andere Feste - aber Weihnachten ist und bleibt Star und Kundenmagnet.
„Die Bestseller sind gerade die Kolibri-Anhänger, die sehe ich ständig in den Einkaufswägen“, sagt Sherrie. „Und die gläsernen Schnapsgläser gehen auch immer.“ Insgesamt gibt es mehr als 6000 verschiedene Weihnachtsbaumanhänger - zum Beispiel spezielle für Krankenschwestern, Armee-Veteranen, Baseball-Anhänger, Musikliebhaber oder Hamburger-Fans. Mit der Aufschrift „Fröhliche Weihnachten“ in mehr als 70 Sprachen. Und mehr als 500 verschiedene Krippen. 1976 bestellte Hollywood-Star John Wayne per Telefon persönlich ein Weihnachtsmannkostüm.
„Ich wünschte, ich hätte noch viel mehr Geld, das ich hier ausgeben könnte“, sagt Richard Maat, der zwischen den thematisch organisierten und betitelten Regalreihen herumläuft. Maat ist eigens aus Grand Rapids angereist, etwa zwei Stunden Fahrzeit entfernt. „Ich hätte gerne ein paar Weihnachtsbaumanhänger und vielleicht eine Girlande für die Veranda.“
In der Lichterabteilung hat die Verkäuferin Linda gerade einem Kunden einen neuen Satz Lichterketten verkauft. „Der Übergang zu LEDs ist ziemlich schleppend“, sagt sie. „Viele Menschen hängen noch an ihren traditionellen Glühbirnen.“ Neuer Trend in diesem Jahr sind bunte Lichter, die an die Hauswand projiziert werden können. „Das sieht dann fast aus wie in einer Disco. Letztens war sogar eine Polka-Tanzgruppe da und hat die Lichter für ihren Tanzraum gekauft. Ich habe zu Hause auch überall Lichter. Auch in all meinen Bäumen vor dem Haus - sogar in dem ganz kleinen, den ich gerade erst gekauft habe.“