Inder missionieren Rheinland
Unbeschuhte Karmeliten beleben das geistliche Zentrum auf dem Siegburger Michaelsberg neu.
Siegburg. Es sind sechs Pater, die in diesen Tagen auf den Michaelsberg in Siegburg ziehen. Mit ihnen soll die Abtei wieder zum geistlichen Zentrum werden, nachdem die Benediktiner den geschichtsträchtigen Ort aufgegeben haben.
Die sechs Priester kommen alle aus dem indischen Bundesstaat Kerala und gehören dem Orden der Unbeschuhten Karmeliten an.
„Wir haben schon Schuhe. Hier geht es nicht ohne Schuhe“, erklärt Pater Austin, der das Amt des Priors innehat, noch ehe bei der Vorstellung der Klosterräume in Siegburg die erste Frage an ihn gerichtet wird.
Die sechs Mönche kommen in den neugestalteten Räumen des ehemaligen Jugendgästehauses auf dem Michaelsberg unter. Hier werden sie künftig leben, meditieren, studieren und beten. Im Obergeschoss ist eine kleine Kapelle eingerichtet worden. Auch eine Küche gibt es. „Unter uns kochen wir indische Gerichte. Da haben wir die Gewürze mitgebracht“, sagt Pater Austin.
Der Prior ist 45 Jahre alt und war in den vergangenen vier Jahren in Velbert als Seelsorger tätig. Davor war er zwei Jahre in Basel, nachdem er bei den Karmeliten in Würzburg gelebt hatte. „Wir arbeiten hier in der Mission“, sagt er. Früher seien viele europäische Missionare nach Indien gekommen. „Und jetzt kommen wir hierher.“
Das Motto der Ordensgemeinschaft lautet „Berührt vom Herrn, um zu berühren“. „Wir wollen als Gemeinschaft zusammen im Kloster Kraft sammeln, durch Gebet und Zusammenleben“, sagt Pater Austin.
Mit der so getankten Kraft wollten er und seine Mitbrüder dann zu den Leuten gehen. „Wir werden 24 Stunden bereit sein für die Menschen. Jeder kann uns jederzeit besuchen. Einfach klingeln, ohne Termin. Ich bin gespannt, ob jemand kommt.“
Die neue Klostergemeinde wird am 12. September mit einem Gottesdienst in der Siegburger St. Servatiuskirche begrüßt. Anschließend geht es in einer Prozession auf den Klosterberg, wo es ein Pontifikalamt mit Erzbischof Joachim Kardinal Meisner geben wird.
Der wird danach auch die Klosterräumlichkeiten, den Karmel, einweihen. Am 15. September feiern die Karmeliten dann beim Tag des offenen Klosters ihre erste Konventmesse. Von da an wird es in der Abteikirche täglich Gebete und Gottesdienste geben.
Im kommenden Jahr beginnen dann wieder Bauarbeiten auf dem Berg. Das ehemalige Benediktinerkloster wird aufwendig umgebaut und saniert. Rund 40 Millionen Euro lässt sich das Bistum die Arbeiten kosten. 2016 soll dann das Edith-Stein-Exerzitienhaus wiedereröffnet werden. Zudem wird das bisher in Bad Honnef ansässige Katholisch-Soziale Institut mit seinen mehr als 60 Mitarbeitern auf den Berg ziehen.
Den in der Umgebung geschätzten Abtei-Likör der Benediktiner wird es auch weiterhin geben. Eine Siegburger Firma hat das Rezept erworben und bietet das Getränk mit der Aufschrift „Nach dem Rezept der Benediktiner“ zum Verkauf an.