Interview: „Komödie kann man nicht lernen“

Wolfgang Spier, der König des Boulevard-Theaters, sucht mit 88 Jahren noch neue Herausforderungen.

Herr Spier, Sie haben eine Banklehre abgeschlossen und sogar einige Jahre als Bankangestellter gearbeitet. Wie sehen Sie die aktuelle Krise, als Komödiant oder als Bankexperte?

Spier: Als Banker verstehe ich, wie die Krise entstanden ist. Als Komödiant kann ich nicht kapieren, wie es so weit kommen konnte. Aber man kann die Krise nicht an einzelnen Personengruppen wie Bankern oder Managern festmachen. Es ist die Gier des Menschen, die solche Situationen hervorruft.

Spier: Sie lenkt die Menschen ab und gibt ihnen die Möglichkeit, einmal abzuschalten. Gerade in schwierigen Zeiten sind heitere Dinge gefragt, wenn sie ein gewisses Niveau bieten können.

Spier: Ich hatte auch Geld in Aktien angelegt und musste Verluste hinnehmen. Zum Glück konnte ich vieles aber noch rechtzeitig verkaufen, so dass sich das Ganze in Grenzen gehalten hat. Ich habe die Inflation und die Währungsreform erlebt und weiß, dass es Katastrophen gibt, bei denen plötzlich alles weg sein kann. Da hat man natürlich trotzdem ein wenig Angst.

Spier: Wenn man so alt ist wie ich, ist die Herausforderung etwas sehr Wichtiges, weil man gerne müder und fauler wird. Dass ich mich immer wieder auf neue Stücke einstellen muss, hält die grauen Zellen in Betrieb.

Ich hatte einen Kreuzbeinbruch, der mich ein dreiviertel Jahr außer Betrieb gesetzt hat. Das war eine schwierige Zeit für mich, einmal gar nichts zu tun. In Düsseldorf bin ich wieder auf die Bühne zurückgekehrt. Das war wie ein Wiedergeburt für mich.

Spier: Das kommt von der Erfahrung, wenn man so lange in einem Genre zu Hause ist. Bei der Komödie ist das Gefühl für das Timing wichtig. Man muss Pointen setzen, ohne dass diese gesetzt wirken. Man kann Komödie aber nicht lernen, eine gewisse Grundbegabung muss schon da sein.

Spier: Ich hatte mit 58 eine Hüft-Operation, da war es mit dem Sport vorbei. Jetzt ist die Arbeit auf der Bühne mein Sport. Da habe ich jeden Tag mein positives Erlebnis und bringe meinen Puls auf 150. Positive Aufregung ist wichtig, um sich fit zu halten.

Spier: Regie führen ist anstrengender als das Spielen, weil man da immer alle Fäden in der Hand halten muss. Als Schauspieler ist man nur für sich selbst verantwortlich. Das hat schon was von Erholung. Aber wer will sich schon das ganze Leben erholen?

Spier: Nein, sicher nicht. Ich wollte früher ja auch gerne mal den Helden spielen, was natürlich mit der hohen Stimme nicht ging. Auch tiefer sprechen half da nicht.

Später habe ich aber meine Stimme als Markenzeichen schätzen gelernt. Man erkennt mich häufiger an der Stimme als an der Optik (lacht). Beim Synchronsprechen hat sie mir Rollen wie die von Schweinchen Dick eingebracht.