Interview: Ohne ihn wäre Jauch sprachlos

Günter Schröders Team denkt sich die Fragen für „Wer wird Millionär?“ aus. Er rät: Kandidaten sollten Zeitung lesen.

Am Freitag feiert "Wer wird Millionär" den 10. Geburtstag. Dann können Sie sich ja jetzt zurücklehnen und einfach alte Fragen wiederholen, oder?

Schröder: Das ist grundsätzlich nicht möglich, weil uns die Zuschauer relativ schnell aufs Dach steigen und uns vorwerfen würden, dass uns nichts mehr einfällt. Simples Wiederholen ist auch deshalb unmöglich, weil viele gesendete Fragen online bei RTL im "Trainingslager" nachgespielt werden können. Manchmal melden sich Zuschauer, die meinen "Diese Frage gab es schon mal". Das stimmt dann zum Glück nicht. Es gab keine einzige Frage, die wir genauso noch einmal gespielt hätten.

Also ist Ihr Job heute schwieriger als vor knapp zehn Jahren.

Schröder: Der Aufwand ist mittlerweile erheblich größer geworden. Als die Sendung 1999 anfing, gab es drei Autoren, mittlerweile sind es zehn Leute. Von zehn Ideen, die man hat, wandern inzwischen sechs oder sieben gleich wieder in die Tonne, weil eine entsprechende Frage schon so ähnlich existiert.

Wie bereitet man sich als Kandidat am besten vor?

Schröder: Zeitung lesen! Das ist für mich die größte anzunehmende Dummheit, wenn die Leute nicht wissen, was in den Pop-Charts oder den Bestsellerlisten angesagt ist, was gerade in der Bundesliga oder beim Biathlon passiert. Wenn man als Kandidat in die Sendung geht, muss man die Tagespresse und zumindest eines der wöchentlichen Magazine gelesen haben. Mit Lexikon-Wissen allein kommt man nicht bis zur Million.

Was ist schwieriger: Fragen finden oder Antwort-Alternativen formulieren?

Schröder: Die Antwort-Alternativen zu finden ist schwerer. Die Frage selbst hat man meistens schneller geschrieben. Manche Sachen scheitern dann aber daran, dass man eine oder zwei stimmige falsche Antwortalternativen findet, aber keine dritte. Es mag sich banal anhören, aber das größte Problem ist oft auch sicherzustellen, dass die falschen Alternativen auch tatsächlich falsch sind.

Wie kommen Sie auf die Fragen?

Schröder: Man sieht im Alltag irgendetwas und denkt sich, daraus könnte man mal eine Frage machen. Ob das wirklich eine Frage wert ist, ergibt sich dann im Abstimmungsprozess mit den Kollegen. Wir haben dafür eine gute Antenne, denke ich. Durch die langjährige Quiz-Erfahrung bekommt man zudem auch für die Einschätzung des Schwierigkeitsgrades ein sicheres Gefühl. Dass wir uns dabei massiv verschätzen, ist äußerst selten. Das könnte man ja daran erkennen, dass bei einer als relativ leicht eingestuften Frage der Publikumsjoker versagt. Ich vermute, dass höchstens ein- oder zweimal in den fast zehn Jahren bei einer 1000- oder 2000-Euro-Frage der Publikumsjoker in die Hose gegangen ist.