IS-Anführer droht mit Rache IS-Anführer al-Bagdadi tritt nach fünf Jahren in Propaganda-Video auf

Bagdad · IS-Chef Bagdadi tritt erstmals nach fünf Jahren in Propaganda-Video auf. Der 47-Jähriger droht "Rache" für getötete IS-Mitglieder an.

Der Screenshot eines undatierten Videos, das am 29.04.2019 über Al-Furkan, einen Medienkanal der IS, verbreitet wurde, zeigt den Anführer der IS-Terrormiliz Abu Bakr al-Bagdadi. Foto: Al-Furkan/dpa

Foto: dpa/---

Erstmals seit fünf Jahren ist der meistgesuchte Mann der Welt wieder in einem Propaganda-Video aufgetreten: In dem am Montag von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) veröffentlichten Video bezieht sich der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi unter anderem auf die Anschläge in Sri Lanka und droht eine Fortsetzung des Kampfs gegen den Westen an.

Unklar ist, wann das Video aufgenommen wurde. Der Mann, bei dem es sich wahrscheinlich um al-Bagdadi handelt, spricht darin jedoch von den monatelangen Kämpfen um Baghus, dem letzten Rückzugsort der Dschihadistenmiliz in Syrien, der im März fiel. "Der Kampf um Baghus ist vorbei", sagt der IS-Führer. Er erwähnt auch weitere Niederlagen des IS, unter anderem im nordirakischen Mossul und im libyschen Syrte.

Al-Bagdadi betont jedoch, der Kampf des IS gegen den Westen sei eine "lange Schlacht". "Gott hat uns den Auftrag gegeben, in den Dschihad zu ziehen. Er hat uns nicht den Auftrag gegeben, zu gewinnen." Er droht zudem, der IS werde "Rache nehmen" für seine getöteten Kämpfer. "Es wird noch mehr passieren nach diesem Kampf", sagt er.

In einer Passage, in der nur die Stimme des Mannes zu hören ist, bezeichnet er die Anschläge in Sri Lanka, die IS-Mitglieder für sich reklamiert haben, als "Rache für ihre Brüder in Baghus". Bei den Attacken auf Kirchen und Hotels waren am Ostersonntag 253 Menschen getötet und fast 500 verletzt worden.

Das Video zeigt den 47-Jährigen mit gekreuzten Beinen auf einem Polster. Er spricht zu drei Männern, deren Gesichter unkenntlich gemacht wurden. Al-Bagdadi trägt einen langen grauen Bart, der offenbar mit Henna gefärbt wurde. Er spricht langsam und macht sekundenlange Pausen mitten in seinen Sätzen.

Das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site und der irakische IS-Experte Hischam al-Haschemi identifizierten den Mann in dem Video als al-Bagdadi. Das von den USA unterstützte Bündnis, das den IS im Irak und Syrien bekämpft hatte, erklärte hingegen, es versuche noch, den "Wahrheitsgehalt des Videos unabhängig bestätigen" zu lassen.

Der einzige bekannte öffentliche Auftritt des IS-Anführers war Anfang Juli 2014 im nordirakischen Mossul, bei dem er alle Muslime zum Gehorsam gegenüber dem "IS-Kalifat" aufgerufen hatte. Seitdem veröffentlichte seine Gruppe in unregelmäßigen Abständen Audiobotschaften, die von al-Bagdadi stammen sollen. In der Öffentlichkeit wurde der Iraker, der an Diabetes leidet, jedoch nicht wieder gesehen.

Nach erbittert geführten Kämpfen hatte ein von den USA unterstütztes kurdisch-arabisches Bündnis am 23. März den Ort Baghus nahe der irakischen Grenze erobert. Die Dschihadisten kontrollieren aber noch einige unbewohnte Gebiete in der Badia-Wüste und verüben auch immer noch Anschläge.

Nach der Zerschlagung des "IS-Kalifats" blieb der Verbleib des IS-Führers zunächst ein Rätsel. Es war unklar, ob al-Bagdadi sich mit seinen letzten Kämpfern in der syrischen Wüste versteckt hatte, im Irak untergetaucht oder längst tot war. Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) ausgesetzt.

(AFP)