James Blunt gibt beim Tourauftakt den Rocker
Nürnberg (dpa) - James Blunt weiß um seine Wirkung: Mit nassgeschwitzten Wuschelhaaren, in einem ausgewaschenen T-Shirt und engen Jeans steht der hochgewachsene Brite auf der Bühne der Nürnberger Arena und singt gefühlvoll seine Lieder.
Knapp 5500 Zuhörer verfolgen am Donnerstagabend begeistert den Deutschlandstart seiner „Some Kind Of Trouble“-Tour. Rund eineinhalb Stunden lang präsentiert Blunt seine neue Platte, aber auch Hits der Nummer-Eins-Alben „Back to Bedlam“ und „All The Lost Souls“ kommen nicht zu kurz.
Vom ersten Moment an hat Blunt die Zuhörer auf seiner Seite. Quer durch die Halle joggt der 37-Jährige zur Bühne, klatscht dabei die Hände ab, die ihm seine Fans entgegenstrecken. Am Mikrofon angekommen begrüßt er seine Zuhörer kurz auf Deutsch, greift ohne weitere Umstände zur Gitarre und singt erstmal vier Lieder am Stück durch.
Als Blunt endlich das Wort an seine Fans richtet, verkündet er ihnen die wichtigste Regel des Abends: Hinstellen und feiern! „Ihr mögt Eure Stühle, die sind sehr bequem. Aber ich frage mich, warum? Werdet Ihr alt?“
Und in der Tat scheint das Publikum mit dem Musiker älter zu werden. Schmachtende Teenager sieht man nur wenige, stattdessen sind viele Paare im Studentenalter und Menschen um die 40 gekommen. Ältere Ehepaare, Kolleginnen, Mütter mit Söhnen - die Menge ist bunt gemischt, die Männerquote überraschend hoch.
Denn auch wenn Blunts neues Album deutlich dynamischer und lebensfroher ausfällt, sind die melodisch-melancholischen Liebeslieder weiterhin sein Markenzeichen. Etwa sein Debüt-Hit „You're Beautiful“ oder das gefühlvolle „Carry You Home“. Als Blunt bei letzterem unangekündigt aufhört zu singen, setzt das Publikum bruchlos ein. Es klingt fast zärtlich.
Blunt rockt auf der E-Gitarre, zupft auf der Akustikklampfe und greift auch am Klavier selbst in die Tasten. Seine Botschaft „I'll Take Everything (in this life)“ spielt er im Stehen, der Klavierhocker liegt umgeworfen auf dem Boden. Bis in die letzte Faser gespannt reckt Blunt immer wieder den Arm nach oben, und man fragt sich: Ist ihm das Leben in vollen Zügen tatsächlich so ein Herzensanliegen, oder wird er nun pathetisch? Zum Glück gibt es nur wenige solche Momente, Blunt spielt seine Songs im Großen und Ganzen schlicht und schnörkellos.
Der Bühnenaufbau unterstützt ihn dabei: Die fünfköpfige Band ist auf unterschiedlich hohen Blöcken platziert, die von innen leuchten und farbige, sich bewegende Motive zeigen können. Die Effekte wiederholen sich auf Säulen im Hintergrund und zeigen etwa beim Eröffnungslied „So Far Gone“ - einem Song über eine auseinanderdriftende Beziehung - eine nächtlich-kalte Großstadt.
Immer wieder jedoch liegt die Bühne im Dunkeln, nur einzelne Scheinwerfer sind auf den Sänger gerichtet - besonders effektvoll bei Liebesliedern, bei denen Blunt in Großaufnahme auf den beiden Leinwänden gezeigt wird. Jeder einzelnen Frau im Saal scheint er dann tief in die Augen zu schauen.
Das Publikum dankt ihm die Show. Spätestens bei „Stay the night“, der zweiten Zugabe, reißt es auch die Allerletzten von den Sitzen. Als Blunt dann zum endgültigen Abschied für den Radiohit „1973“ auf das wackelnde Klavier klettert, gibt es endgültig kein Halten mehr: Die Nürnberger tanzen, klatschen und singen begeistert mit.