James Bond hat einen Doppelgänger: Der 007 aus dem Pott
Reiner Dongmann sieht Schauspieler Daniel Craig zum Verwechseln ähnlich. Wie es sich als Double lebt? Der Duisburger erzählt.
Duisburg. „Entschuldigen Sie, Sie sehen aus . . . wie James Bond. Darf ich ein Foto mit Ihnen machen, für meine Frau?“ Menschenaufläufe. Zeitgenossen, die sich ihre Nasen an Restaurantfensterscheiben platt drücken, tief beeindruckte Mienen. Für Reiner Dongmann gehört all das seit ein paar Jahren zum Leben. Denn der 52-Jährige aus Duisburg-Walsum ist dem Bond-Darsteller Daniel Craig wie aus dem Gesicht geschnitten.
Treffen mit dem Doppelgänger. „Mein Name ist Reiner“, stellt sich der Mann vor, der dem britischen James-Bond-Darsteller so sehr ähnelt, dass er ohne Smoking fast ein wenig fremd wirkt. Gibt er auch Autogramme? „Sicher. Reiner Dongmann in goldener Schrift und leicht verkrakelt, so dass, wer will, auch Daniel Craig daraus lesen kann.“
Wenn der gelernte Elektriker in die 007-Rolle schlüpft, tut er das wortlos, verrät in der Regel auch nicht, wer er wirklich ist. Muss er auch nicht: „Wir sagen ja nicht, dass Daniel Craig kommt, also gibt es auch nichts aufzulösen“, erklärt Jochen Florstedt, der ihn mit seiner Mülheimer Agentur doubles.de von Anfang an betreut und selbst Doppelgänger eines Blues Brothers ist. Den „Geheimagenten Ihrer Majestät“ vermittelt er seit 2007 für Firmenevents, (Werbe-)Filme, Ablenkungsmanöver und Interviews.
Entdeckt hat Florstedt den Duisburger 007 aber nicht. Das war Dongmanns Chef, der Craigs ersten Bond-Film gesehen hatte und tags darauf ins Büro der Papierfabrik in Duisburg-Walsum kam. „Er kreiste immer um meinen Stuhl, so dass ich schon dachte, ich hätte etwas verbrochen.“ Stattdessen eröffnete der Chef seinem Mitarbeiter, dass er in vielen Szenen von „Casino Royale“ an ihn habe denken müssen. Was den ruhigen Ruhrpottmenschen zunächst wenig beeindruckte. Sein Chef aber war hartnäckig, kümmerte sich darum, dass er Fotos von sich machen ließ, und stellte den Kontakt zu Florstedt her. „Ich hab’ die Ähnlichkeit sofort erkannt, das war richtig cool. Den musste ich haben“, erinnert sich Florstedt.
Er ist der geerdete Kumpel-Typ Dabei kommt ihm natürlich zu Pass, dass Craig die Lichtgestalt James Bond verkörpert und keinen Filmbösewicht. „Frauen sagen, dass er für Stärke und Coolness steht“, lächelt Dongmann. „Er ist der Anständige“, ergänzt Florstedt, der seinen Klienten wesentlich mehr vermitteln könnte, wenn der denn wollte. Aber der hält Maß, will sein Doppelgängerleben genießen und achtet darauf, dass ihm das Ganze nicht zu Kopf steigt oder zu viel wird: „Ich muss auch an mein Privatleben denken.“ Er sei eben ein geerdeter Kumpel-Typ, respektiert Florstedt. Und was sagen Dongmanns „drei Frauen“? „Meine Töchter, 19 und 23 Jahre alt, finden es gut, sie werden auch darauf angesprochen. Meine Frau fragt sich schon, was ich da mache, will aber nicht mitkommen. Und ich dränge sie nicht.“
So hat der Duisburger zwar schon zahlreiche „Abenteuer“ mit Smoking und (Plastik-)Pistole bestanden, staunt aber bis heute über die Begeisterung, die er auslöst. Etwa als er in Bregenz gebucht ist, um von Dreharbeiten mit dem echten Bond abzulenken. „Als ich im Aston Martin an einer Ampel hielt, hatte ich im Nu 30 Leute ums Auto stehen. Was sehen die nur in mir?“, fragt er trocken und ein wenig stolz. Oder der Einsatz in Mailand, wo er in einen Milliardärsclub stürmte und so tat, als ob er Verbrecher jagte, streng guckte und dann an die Bar trat und „one Martini please“ (weder gerührt noch geschüttelt) bestellte sowie „Cheers“ in die Runde rief. „Ich fürchtete schon, die denken, ich hätte einen an der Mütze.“ Stattdessen gab es Standing Ovations.
Besonders freut sich Dongmann, wenn Menschen, die das britische Original persönlich kennen, von der Ähnlichkeit verblüfft sind. Und was gefällt ihm am Doubeln noch? Wenn er Dinge tun kann, die man von 007 nicht erwartet: Im Werbespot für ein Elektroauto punktete er bei den Frauen nicht mit einem Lamborghini, sondern mit einem Smart.
Mag er überhaupt James-Bond-Filme? „Jein.“ Die mit Pierce Brosnan findet er besser als die mit Roger Moore — der Technik wegen. Bei denen mit Craig interessieren ihn vor allem Mitschnitte der Dreharbeiten, „um mal zu gucken, wie der so ist“. Auch sonst übt sich der Freizeitschauspieler schon mal in der Mimik und Gestik seines berühmten Doppelgängers, schiebt die Unterlippe vor oder legt einen leicht schläfrigen Blick in die stahlblauen Augen. Das Sixpack dagegen gibt es für den sportlichen Mann quasi nebenbei. Nach jahrelangem Fußballspielen und Rennradfahren betreibt er heute Taekwondo.
Begegnet ist er dem echten Filmstar bislang nicht. Ein Herzenswunsch, der sich noch erfüllen muss. Dafür trägt er Daniel Craig als Bild im Portemonnaie mit sich — auch damit der Friseur weiß, wie er die Haare zu schneiden hat. Den habe er auch schon angewiesen, Bescheid zu geben, „wenn die Insel kommt“. Denn dann, sagt Dongmann, höre er mit dem Doubeln auf.