Vorfall Jan Ullrich will eine Therapie machen
Palma (dpa) - Die Rede ist nun von Reue und Therapie: Nach der vorübergehenden Festnahme auf Mallorca hat der frühere Radprofi Jan Ullrich (44) private Probleme eingeräumt.
„Die Trennung von Sara und die Ferne zu meinen Kindern, die ich seit Ostern nicht gesehen und kaum gesprochen habe, haben mich sehr mitgenommen. Dadurch habe ich Sachen gemacht und genommen, die ich sehr bereue“, sagte der Tour-de-France-Sieger von 1997 der „Bild“-Zeitung vom Montag.
Ullrichs Ehefrau Sara war dem Bericht zufolge mit den drei gemeinsamen Söhnen nach Deutschland gezogen. Ullrich kündigte in der „Bild“ mit Blick auf seine Probleme an: „Aus Liebe zu meinen Kindern mache ich jetzt eine Therapie.“ Er bestreite aber, süchtig zu sein, schrieb die Zeitung. Ullrich ließ außerdem offen, um was für eine Art von Therapie genau es sich handelt.
Sein Rechtsanwalt war am Montag zunächst nicht erreichbar. Der „Bild“ sagte Anwalt Wolfgang Hoppe (Singen) aber: „Ich habe bereits vor einiger Zeit einen Platz in einer Klinik in Deutschland reserviert. Jan kann dort jederzeit hin. Wir hoffen alle, dass er schnell wieder auf die Beine kommt und werden ihn dabei so gut wie möglich unterstützen.“
Am Freitagabend war es auf dem Grundstück von Ullrichs Nachbar Til Schweiger (54) in einem Vorort der Inselhauptstadt Palma zu einem Zwischenfall gekommen. Ullrich soll laut „Bild“ auf das Grundstück des Film- und Fernsehstars Schweiger („Honig im Kopf“, „Tatort“) gelangt sein - obwohl dieser das nach eigenen Angaben verhindern wollte. Über den Verlauf des Streits machten beide gegenüber „Bild“ und „Bild am Sonntag“ unterschiedliche Angaben.
Ullrich kam vorübergehend in Polizeigewahrsam und wurde nach rund 24 Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin darf der Ex-Sportstar sich Schweiger nicht mehr nähern. „Ich bin bereit, mich bei Til zu entschuldigen, erwarte aber auch eine Entschuldigung“, sagte Ullrich. Schweiger entgegnete laut „Bild“, er werde nicht auf seinen Nachbarn zugehen, aber: „Wenn Jan Hilfe sucht, bin ich der Erste, der ihm hilft.“
Seine spanische Gefängniserfahrung schilderte Ullrich der „Bild“ als harte Prüfung: „In der sehr kleinen Zelle gab es nur eine Pritsche und ein Handtuch.“ Er habe „Platzangst bekommen, konnte nicht schlafen. Es war eine der härtesten Prüfungen meines Lebens.“
Im Rahmen der vorübergehenden Festnahme auf Mallorca wurde gegen den Ex-Radprofi Anzeige erstattet. Dies gehöre zum normalen juristischen Prozedere in einem solchen Fall, sagte am Montag eine Sprecherin der Nationalpolizei auf den Balearen der Deutschen Presse-Agentur. „Im Zuge des Einsatzes der Kollegen wurde nach der Festnahme die Aussage der Geschädigten aufgenommen“, so die Sprecherin. „Diese wurde dem Gericht übergeben, wodurch automatisch Anzeige erstattet wurde.“
Eine Sprecherin des Gerichts in der Hauptstadt Palma erklärte, gegen Ullrich liefen wegen des Zwischenfalls Ermittlungen. „Die juristischen Ermittlungen stehen am Anfang“, hieß es. „Da der Sachverhalt recht klar ist, werden sich diese nicht sehr lange hinziehen. Im Moment liegt eine Anzeige vor, es wurde aber noch keine Anklage erhoben.“