Japan-Airlines streichen kurzfristig alle „Dreamliner“-Flüge

Tokio (dpa) - Boeings Vorzeigeflieger 787 „Dreamliner“ muss nach einer weiteren Panne am Boden bleiben. Nach einer Notlandung in Japan haben die Fluggesellschaften All Nippon Airways und Japan Airlines für Mittwoch und Donnerstag alle Flüge mit ihren insgesamt 24 Flugzeugen des Typs gestrichen.

Zuvor war in einer Maschine Rauch bemerkt worden, erste Anzeichen deuten auf ein Batterieproblem hin. Japans Verkehrsministerium wertete die Geschehnisse als schweren Zwischenfall, der auch zu einem Unfall hätte führen können.

Die Boeing-Aktie sackte am Mittwoch in New York um 3 Prozent ab. „Der Vertrauensverlust wird die Fluggesellschaften genauso treffen wie die Hersteller“, sagte ein Luftfahrtanalyst.

Der jüngst Vorfall ereignete sich am Mittwoch auf einem Flug der All Nippon Airways von Yamaguchi im Westen Japans nach Tokio. Piloten hätten 35 Minuten nach dem Start Rauch entdeckt, berichtete das Verkehrsministerium. Daraufhin leitete die Besatzung eine Notlandung auf dem Flughafen Takamatsu ein. Alle 137 Passagiere und Besatzungsmitglieder mussten das Flugzeug über Notrutschen verlassen. Fünf Menschen wurden leicht verletzt, ein Passagier wurde wegen Rückenbeschwerden ins Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehr musste jedoch am Ende nicht löschen.

Ein Pilot berichtete den Angaben zufolge, dass ein Instrument im Cockpit Batterieprobleme angezeigt und es einen ungewöhnlichen Geruch gegeben habe. All Nippon Airways entdeckte unter dem Cockpit eine verfärbte Batterie, die Flüssigkeit verlor. Bereits bei einem Testflug im Jahr 2010 war ein Brand in einem Schaltkasten im hinteren Teil der Maschine ausgebrochen. Die Maschine konnte damals mit Ersatzsystemen sicher landen.

In der vergangenen Woche hatte der „Dreamliner“ fast täglich mit Pannen Schlagzeilen gemacht. Erst brannte es im Batteriesystem einer Maschine der Japan Airlines, dann verlor ein weiteres Flugzeug vor dem Start rund 150 Liter Treibstoff. Weiter ging die Pannenserie mit einer Störung des Bremscomputers an einem Jet der All Nippon Airways, einem Ölleck und einem spinnennetzförmigen Riss in einem Cockpit-Fenster.

Einer Boeing-Sprecherin zufolge berät der US-Flugzeugbauer zusammen mit der All Nippon Airways und den Behörden über den jüngsten Vorfall. Nach den Pannen aus der vergangenen Woche hatte Boeing versucht, Ängste der Passagiere zu zerstreuen. „Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass das Flugzeug unsicher ist“, hatte Boeings Verkehrsflugzeug-Chef Ray Conner gesagt. Auch US-Verkehrsminister Ray LaHood bezeichnete den „Dreamliner“ als sicher.

Wegen des Feuers im Batteriesystem hat die US-Luftfahrtbehörde FAA allerdings eine Untersuchung eingeleitet. Die Experten wollen dabei ein besonderes Augenmerk auf die elektrischen Systeme sowie auf die Mechanik legen. Der Zwischenfall vom Mittwoch soll mit untersucht werden. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB erklärte, einen Ermittler nach Japan zu schicken. Bereits im Dezember hatte die FAA vor undichten Treibstoffleitungen gewarnt.

Die Japaner waren die Erstkunden für Boeings „Dreamliner“. Daneben sind United Airlines, Qatar Airways, Ethiopian Airlines, LAN Airlines und Air India mit dem Flugzeugtyp unterwegs.

Deutsche Gesellschaft fliegen die Maschine noch nicht. Die Tui-Tochter Tui Travel, die hierzulande mit der Fluglinie Tuifly unterwegs ist, will 13 „Dreamliner“ abnehmen. Air Berlin hat 15 Stück bestellt, wollte sich zu den jüngsten Problemen mit dem Modell aber nicht äußern.

Die polnische LOT ließ am Mittwochnachmittag einen „Dreamliner“ zu seinem ersten Langstreckenflug abheben. Alle Tests seien positiv verlaufen, sagte ein Unternehmenssprecher. Außerdem handle es sich bei der Maschine um das 61. fertiggestellte Exemplar. Im Vergleich zu früher gebauten Maschinen anderer Fluggesellschaften habe dieses Exemplar bereits mehrere technische Verbesserungen erfahren.

Schon in der Entwicklung hatte der „Dreamliner“ große Probleme bereitet. Die erste Maschine wurde im September 2011 und damit dreieinhalb Jahre später ausgeliefert als anfangs geplant. Auch im Betrieb häuften sich die Pannen. In dem Modell werden großflächig leichte Verbundwerkstoffe verbaut, während herkömmliche Flugzeuge zu weiten Teilen aus Aluminium bestehen.