Jean-Paul Gaultier wird 60: Schneidern, um geliebt zu werden

Seit 36 Jahren mischt Jean-Paul Gaultier die Welt der Luxusmode auf. Den Designer drängt es nach Zuwendung.

Paris. Raffinierte Corsagen, Dekolletees für den Popo und Nippelblitzer: Diese Mode erregt immer Aufmerksamkeit und Gefühle auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten.

„Dadurch werde ich geliebt“, sagte Jean-Paul Gaultier erst vor wenigen Wochen bestimmt. Und das mehr denn je. Das ehemalige „Enfant terrible“ wird am Dienstag 60 Jahre alt und steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Madonna lässt sich von ihm ihr Tour-Outfit schneidern, auch Lady Gaga schätzt ihn. Was auf Gegenseitigkeit beruht, auch wenn der blondierte Designer findet, dass die exzentrische Lady Gaga gar keine Stil-Ikone sei.

Gaultier hat den richtigen Beruf gewählt. Berühmtheiten drängeln sich in seinen Modeschauen, und trotz Krisenzeiten hält sich der Franzose gut im Geschäft. „Es gibt viele Häuser, die mit Couture Geld verlieren“, fügte der Designer in dem Interview mit der „New York Times“ hinzu.

Er verdiene zwar nichts, mache aber auch keine Verluste. Wichtig sei für ihn, dass er für Promis und alle, die sich seine Entwürfe leisten können, weiter schneidern kann. Und das sind noch recht viele.

In 36 Jahren hat er sich einen Platz im Olymp der Modedesigner gesichert. „Aufgehende Sonne“, „Schock“ oder „Pool Party“: Rätselhafte Namen hinter denen sich Kreationen verstecken, die sich stets erneuern. Kein Kleid oder Rock gleicht dem anderen.

Die Frau als schlangenähnliches Wesen im Jersey-Minirock mit Pythonschuppen oder im hautfarbenen Gaze-Body, seine Schnitte sind fast schon Kunst. Und dass, obwohl er nie sein Handwerk in einem Modestudium erlernt hat.

Gaultier wuchs als Sohn eines Buchhalters und einer Kassiererin in der Nähe von Paris auf. Doch wusste er schon früh, was er wollte. Als noch sehr junger Mann schickte er seine Modeskizzen berühmten Modeschöpfern zu. Damals ging es noch recht züchtig zu. „In meiner Kindheit durften nur böse Buben Jeans tragen“, sagte Gaultier einmal in einem Interview.

Pierre Cardin entdeckte sein Talent als erster. Er engagierte ihn im Jahr 1970 als Assistent. Dann verlief alles wie in einem Märchen: Als 24-Jähriger stellte er seine eigene Linie vor und 1978, nur zwei Jahre später, gründete er sein nach ihm benanntes Modehaus.

Heute kreiert er Haute Couture für Männer und Frauen, von 2004 bis 2011 entwarf er die Damen-Linie für Hermès und im Parfümsegment brachte er einen Klassiker nach dem anderen auf den Markt.

Mit seinem Ringelpullover und seinen blondierten Haaren hat Gaultier alles erreicht, was man auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten erreichen kann. Seine Kreationen werden nicht nur getragen, sondern mittlerweile auch in Museen ausgestellt, wie derzeit in San Francisco im Young Museum. Zuvor waren seine Kreationen im kanadischen Montreal zu sehen.