Johanna von Koczian: Mehr als „Das bisschen Haushalt“
Johanna von Koczian sang einen der bekanntesten Schlager der 70er Jahre. Am Mittwoch wird die Berlinerin 80 Jahre alt.
Düsseldorf. Achtung Ohrwurm: „Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann“, schallte es in den 70er Jahren aus den Radios. In dem Schlager machte sich Johanna von Koczian über das Pascha-Verhalten der Männer lustig — in einer Zeit, als Emanzipation für viele noch ein Fremdwort war.
In der Vita der Schauspielerin ist der Hit aber nur eine Station einer mehr als 60-jährigen Karriere. Am Mittwoch wird die gebürtige Berlinerin, die schon unter Gustaf Gründgens auf der Bühne stand, 80 Jahre alt. Zu ihrem Geburtstag ist sie derzeit verreist.
Ihre Spanne reichte von Kleist, Shakespeare und Lessing bis zu „Praxis Bülowbogen“ und dem „Landarzt“. Sie schrieb Bücher und moderierte Fernsehsendungen („Erkennen Sie die Melodie?“). Einen Bühnen-Erfolg landete sie 2010, mit 77 Jahren, am Kudamm-Theater, wo die ausgebildete Sopranistin in der Komödie „Glorious!“ die „schlechteste Opernsängerin der Welt“ spielte. Das Publikum lachte Tränen, als sich von Koczian durch die großen Arien quäkte. „Es ist, des Ohren Leid, des Zwerchfells Freud, schlicht zum auf den Sesseln kringeln“, fand die „Berliner Morgenpost“.
Für das Solo „Oskar und die Dame in Rosa“ wurde die Schauspielerin zuvor mit dem Theaterpreis Goldener Vorhang geehrt. Damit schloss sich ein Kreis: Am Kurfürstendamm spielte von Koczian 400 Mal „Die Kaktusblüte“. Anno 1958 würdigte die Stadt Berlin sie für ihre Darstellung der Anne Frank mit dem Preis der Jungen Generation. In der frühen Bundesrepublik wurde sie von manchen als „deutsche Audrey Hepburn“ gehandelt.
Ihre Filmkarriere begann die Tochter eines österreichischen kaiserlichen und königlichen Rittmeisters, ausgebildet am Salzburger Mozarteum, 1957 mit dem Farbfilm-Remake der Komödie „Viktor und Viktoria“. Den Durchbruch hatte sie in Kurt Hoffmanns „Wir Wunderkinder“ (1958) an der Seite von Hansjörg Felmy. Dafür gab es den Bundesfilmpreis. Mit Hoffmann drehte sie auch die Dürrenmatt-Verfilmung „Die Ehe des Herrn Mississippi“ (1961).
Zu ihren Stationen gehörten das Residenztheater in München und das Theater in der Josefstadt in Wien. Sie spielte Tournee-Theater und in Musical-Klassikern wie „My Fair Lady“ und „Kiss me, Kate“. Ihre Chansons textete sie zum Teil selbst. Die Mutter einer Tochter war fast 40 Jahre lang mit dem 2004 verstorbenen Musikproduzenten Wolfgang Kabitzky verheiratet.
Im Fernsehen ist von Koczian seit den 60ern präsent, dieses Jahr war sie zuletzt in der Serie „Danni Lowinski“ an der Seite von Annette Frier zu sehen.