Justin Bieber: Ein Leben ohne Kindheit
Justin Bieber (19) wird vor den Augen der Öffentlichkeit erwachsen — und sorgt dabei für Schlagzeilen.
Düsseldorf. „Auf diese Art genieße ich den Strand“, schreibt Justin Bieber vor einigen Tagen auf seinem Instagram-Profil im Internet. Das dazugehörige Foto zeigt den Blick des 19-Jährigen auf das Meer — und drei Paparazzi, die ihre Kameras auf den Sänger richten. So sieht also Idylle und Entspannung im Leben eines Superstars aus. Stets unter Beobachtung.
Als Bieber vor fünf Tagen bei einem illegalen Straßenrennen festgenommen wird, lässt es sich die Polizei in Miami nicht nehmen, selbst die ganze Welt per Online-Nachrichtendienst Twitter darüber zu informieren. Gegenüber den Beamten räumt der Kanadier ein, getrunken, Marihuana geraucht und verschreibungspflichtige Medikamente genommen zu haben. Laut Medienberichten soll es sich um Antidepressiva handeln — die Bieber von der eigenen Mutter bekommen haben soll.
Auf dem Foto der Polizei lächelt Bieber in die Kamera — wohl ein Reflex für den Jungen, der mit 13 Jahren von einem Musikmanager entdeckt wurde. Seine Mutter hatte Videos von dem musikalisch begabten Jungen ins Internet gestellt. Seitdem heißt es für Bieber singen, posieren, lächeln — und das mitten in der Pubertät.
Es ist eine Zeit, in der Jugendliche erste Liebesbeziehungen führen, Zigaretten rauchen, am Wochenende zu viel trinken und bis tief in die Nacht feiern — allerdings macht der normale Teenager das nicht unter den Augen der Öffentlichkeit, bestenfalls ja noch nicht einmal mit dem Wissen der Eltern.
Auch ein Justin Bieber bleibt nicht immer 13 und sieht nicht auf ewig wie ein Monchhichi aus. Ehemalige Kinderstars wie Michael Jackson, Britney Spears oder „Kevin-allein-zu-Haus“-Darsteller Macaulay Culkin hatten alle damit zu kämpfen, dass sie vor der Weltöffentlichkeit erwachsen wurden, ohne Geborgen- und Privatheit. Die Folge: Drogen- und Alkoholexzesse. Während sich Biebers weibliches Pendant Miley Cyrus (21) aktuell ebenfalls von ihrem Brave-Mädchen-Image löst, indem sie sich in Musikvideos nackt auf Abrissbirnen lümmelt, sorgt Bieber anderweitig für Schlagzeilen.
Bieber soll eine Vorliebe dafür haben, Hotelzimmer mit Graffiti zu besprühen. Am Münchner Flughafen wurde ihm sein Kapuzineräffchen abgenommen, für das der Sänger keine Papiere besaß. Im Anne-Frank-Haus in Amsterdam schrieb er ins Gästebuch: „Es war wirklich inspirierend hier zu sein. Anne war ein unglaubliches Mädchen. Hoffentlich wäre sie ein Belieber gewesen.“
„Belieber“ ist ein Wortspiel aus dem englischen Wort Believer (Glaubender) sowie Biebers Nachnamen, ein Spitzname für seine Fans. Ist der Junge völlig abgehoben? Vielleicht. Die Frage ist nur, welche Schuld er daran trägt und welche Schuld sein Manager, seine Eltern und sein Mentor, der US-Sänger Usher, tragen. Sie alle verdienen Geld mit Bieber — das soll so bleiben.
Die Bilanz des Erfolges kann sich sehen lassen: Bieber ist der jüngste Solokünstler, der in den USA fünf Nummer-eins-Alben hatte und mit 55 Millionen US-Dollar Einnahmen einer der zehn erfolgreichsten Musiker 2012 war. Ebenfalls auf der Habenseite sind 15 Millionen verkaufte Platten, 49 Millionen Fans folgen Bieber bei Twitter — aber was Bieber fehlt, ist seine verlorene Kindheit. Die kann er sich mit all seinen Millionen nicht zurückkaufen.