Katalonien ohne „Fiesta“

Madrid (dpa) - Das letzte „Olé“ ist längst verhallt, nun wird es auch offiziell: In Katalonien dürfen von diesem Sonntag an keine Stierkämpfe mehr stattfinden.

Am 1. Januar tritt das Verbot in Kraft, dass das Parlament der nordostspanischen Region im Juli 2010 beschlossen hatte. Katalonien wird dann nach den Kanarischen Inseln die zweite Region in Spanien sein, in der Stierkämpfe untersagt sind.

Die Anhänger der Fiesta geben die Hoffnung jedoch nicht auf, dass das Verbot wieder zurückgenommen wird. Die konservative Volkspartei (PP) erwirkte eine Klage vor dem spanischen Verfassungsgericht, zudem bemüht sich eine Initiative um die Einleitung eines Volksbegehrens. Die Erfolgsaussichten werden in beiden Fällen jedoch als sehr gering eingeschätzt. Alles deutet darauf hin, dass bei der Corrida am 25. September in Barcelona der Stier „Dudalegre“ der letzte war, der in einer katalanischen Arena sein Leben ließ.

Der Stierkampf stand in der wirtschaftsstärksten Region Spaniens praktisch vor dem Ende, noch bevor er verboten wurde. Städte wie Gerona, Figueras oder Lloret de Mar hatten ihre Arenen schon vor Jahren abreißen lassen, weil sich kaum jemand für die Kämpfe interessierte. In Barcelona war von ursprünglich drei Arenen zuletzt nur noch eine in Betrieb. „La Monumental“ war bis September in ganz Katalonien der einzige Schauplatz von Stierkämpfen. Die Arena brachte den Betreibern jedoch Verluste ein, da sie mit ihren 18 000 Plätzen bei Kämpfen zumeist nicht einmal zu einem Drittel gefüllt war.

Tierschützer feierten das Verbot des blutigen Spektakels damals als einen großen Erfolg. Allerdings hatten die Parlamentarier bei ihrer Entscheidung nicht allein an das Wohl der Tiere gedacht. Es spielten auch andere Motive eine Rolle. Katalanische Nationalisten betrachten den Stierkampf als etwas typisch Spanisches und sahen in dem Verbot eine Chance, zum ungeliebten Spanien auf Distanz zu gehen.

Dass es bei dem Verbot nicht allein um die Belange des Tierschutzes ging, zeigte sich auch daran, dass die Abgeordneten die umstrittene Tradition der „Correbous“ von dem Verbot ausdrücklich ausnahmen. Dabei handelt es sich um Stiertreiben, die auf Volksfesten in bestimmten katalanischen Gemeinden stattfinden und bei denen Stiere auf verschiedene Weise gepiesackt werden. Die Regionalregierung erleichterte kürzlich sogar die Abhaltung solcher Feste.

Im übrigen Spanien lockt der Stierkampf noch immer Tausende von Fans an. Aber er steckt ebenfalls in einer schweren Krise. Die Zahl der Festivals ging seit 2007 um ein Drittel zurück. Die jungen Spanier suchen sich ihre Idole lieber bei den Popstars oder Fußballern als bei den Toreros. Die Besucher der Stierkampfarenen sind überwiegend ältere Leute.