Katie Melua und ein perfekter Sommerabend
Stuttgart (dpa) - Ganz am Schluss des Konzerts bleibt die Frage: Warum waren die anderen Musiker eigentlich mit auf der Bühne? Als letzte Zugabe schnappt sich Katie Melua ihre Akustik-Gitarre und singt ihren bewegenden Song „I cried for you“ von ihrem Album „Piece by piece“.
Nur ihre Geigerin begleitet sie ein wenig. Die 6000 Zuhörer in der ausverkauften Jazzopen-Arena im Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart sind hingerissen. Mit ihrer kraftvollen und ergreifenden Stimme macht die britischen Sängerin mit georgischen Wurzeln jeden Song zu einem Erlebnis. Dabei hatte die 27-Jährige neben ihrer fünfköpfigen Band auch noch zwei musikalische Freunde mitgebracht - und zwar deutsche Hochkaräter.
Roger Cicero („Frauen regier'n die Welt“) war ihr erster Gast. Sie im kurzen, schwarzen Glitzer-Outfit, er im grauen Anzug und typischem Hut - ein hübsches Paar. Gemeinsam nehmen sie sich den Klassiker von Louis Armstrong „What a wonderful world“ vor. Aber schon da wird deutlich, dass der britische Weltstar stimmlich in einer anderen Liga spielt. Doch auch der Berliner Cicero erhält mehr als freundlichen Applaus, als er kurz vor Schluss allein mit der Band von Melua seinen Song „Zu Zweit“ singen darf. Da zeigt der 32-jährige Sänger, dass er auch locker-flockig improvisieren kann.
Die schönsten Instrumental-Soli des Abends bringt aber der zweite Gast: Der Jazztrompeter Till Brönner gibt bei drei Songs eine Kostprobe seines Könnens. Als ehemaliges Jury-Mitglied der Castingshow „X-Faktor“ bei Vox zeigt Brönner zudem seine Qualitäten als Conférencier: Vor einem Duett mit Melua erzählt der 31-Jährige, dass schon Carla Bruni, Ehefrau von Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, diesen berühmten Song aufgenommen habe. Doch er wolle nun unbedingt die Version von Katie Melua hören. Bei „In my secret life“ von Leonard Cohen stellt sich tatsächlich Gänsehaut-Feeling ein.
Katie Melua ist auf „Secret Symphony“-Tour, viele der gut 20 Songs sind von ihrem neuen Album. Bei dem neuen Werk habe sie sich von den Stuttgartern Philharmonikern inspirieren lassen, erzählt sie. Vor drei Jahren war die Musikerin mit dem Orchester bei den Jazzopen aufgetreten. Auch diesmal bestreitet Melua die meiste Zeit mit romantisch-melancholischen Balladen - immer wenn Cicero und Brönner dazustoßen, wird es etwas jazziger. Die Sängerin lässt sich mitreißen und gibt ihrer Stimme einen verruchten Klang.
Irgendwie passt die Britin, die von Kritikern oft als Popsängerin bezeichnet wird, aber auch genremäßig zu dem Festival, das keine Berührungsängste kennt - verwebt sie doch leichtfüßig Popnoten mit Rock-, Folk und Jazzfäden zu einem warmen Klangteppich.