Kinderhospiz: „Immer noch ein Tabuthema“

Seit 25 Jahren begleitet der Verein todkranke Kinder und ihre Familien.

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Olpe. Schwer kranke Kinder sind in Deutschland nach Ansicht des Deutschen Kinderhospizvereins immer noch ein Tabuthema. „Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern werden medizinisch zwar gut betreut, aber das Gesundheitswesen ist leistungsorientiert und es fehlt häufig die Normalität im Alltag“, sagte Vereinsgeschäftsführer Martin Gierse Dienstag in Olpe. Viele der betroffenen Eltern würden nach der Diagnose, dass ihr Kind todkrank ist, noch Jahre oder Jahrzehnte damit leben. „Für diese Familien ist es wichtig, dass sie auf diesem Weg nicht nur medizinisch begleitet werden.“

Der Begriff „Hospiz“ sei bei den meisten Menschen immer noch mit einem kurz bevorstehenden Tod verknüpft, sagte Gierse. „Wir begleiten Familien, die eine Diagnose bekommen haben, dass ihr Kind sterben wird. Wann das sein wird, wissen wir nicht“, erläuterte er. Während Mediziner, Pfleger und Therapeuten nach dem Tod des Kindes weg seien, weil kein Geld mehr fließe, stünden die Ehrenamtlichen der Hospizdienste auch den Trauernden zur Seite.

„Ein Kinderhospiz ist für uns eine Herberge“, sagte Vorstandsmitglied Sabine Dartenne. Sie finde dort die Möglichkeit, mit ihrer jetzt 18-jährigen Tochter ein Stück Alltag und Unbeschwertheit zu leben, ohne sich erklären zu müssen. „Ein Kinderhospiz ist kein Ort, an dem Kinder primär sterben, sondern einer, an dem Familien Kraft schöpfen können“, unterstrich Gierse.

Freunde, Nachbarn und das Umfeld betroffener Familien zögen sich häufig aus Unsicherheit zurück, sagte Gierse. Darunter würden dann nicht nur die Eltern und die erkrankten Kinder, sondern auch Geschwister leiden. Vor allem die ambulante Kinderhospizarbeit leiste hier gute Arbeit.

Der vor 25 Jahren von sechs betroffenen Familien gegründete Kinderhospizverein hatte das erste Kinderhospiz „Balthasar“ in Olpe mitgegründet und betreibt derzeit bundesweit 20 ambulante Kinderhospizdienste.

Außerdem entstand aus dem Verein die Kinderhospizstiftung und eine Akademie, die unter anderem Ehrenamtliche auf die Arbeit im Kinderhospizdienst vorbereitet.

Zur Jubiläumsfeier unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am 10. Februar Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (beide CDU) in Olpe erwartet.