Kloster Corvey vor der Welterbe-Entscheidung der Unesco

Höxter/Doha (dpa) - Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, mehr Besucher und zusätzliche Führungen - in Corvey hat schon die Bewerbung für die Welterbeliste für Aufmerksamkeit gesorgt.

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„Wir finden überregional deutlich mehr Beachtung, und auch der heimischen Bevölkerung ist erst bewusstgeworden, welch ein Juwel wir hier haben“, sagt Claudia Konrad, die als Geschäftsführerin des Kulturkreises Höxter-Corvey maßgeblich an der Bewerbung beteiligt ist.

Konrad rechnet damit, dass dank eines Welterbe-Titels die Zahl der Besucher von jährlich 80 000 auf mehr als 100 000 steigen könnte. „Außerdem hoffen wir auf zusätzliches Geld vom Land.“ Darauf setzt auch Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey, der Besitzer der Klosteranlage, der bei der Sitzung in Doha, der Hauptstadt von Katar, (15.-25. Juni) persönlich anwesend sein wird: „Ich würde mich freuen, wenn die Unesco Corvey in die Welterbe-Liste aufnähme. Das würde den Fortbestand auch für die nächste Generation sichern und wäre eine Bestätigung der konservatorischen Arbeit, die meine Familie seit 200 Jahren leistet.“

Kloster Corvey geht zurück auf Ludwig den Frommen, der 822 gemäß dem Wunsch seines Vaters Karl dem Großen an der Weser eine mächtige Reichsabtei errichten ließ. Von hier aus sollte die karolingische Herrschaft im kurz zuvor eroberten Sachsenland gefestigt werden. Zudem sollte die Christianisierung vorangetrieben werden.

Im 10. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit als eines der wichtigsten politischen und geistlichen Zentren des Frankenlandes. Später verlor es aber an Bedeutung und ging nach der Säkularisierung in Privatbesitz über.

Bis heute erinnert das nahezu original erhaltene Westwerk mit den beiden flankierenden Türmen an Prachtentfaltung und Machtanspruch der Erbauer und überragt mit seinem rötlichen Mauerwerk die langgestreckten weißen Gebäude der übrigen Klosteranlage. Diese war nach einem verheerenden Brand im Stil einer barocken Schlossanlage wieder aufgebaut worden.

Für Norbert Nussbaum, Experte für mittelalterliche Architekturgeschichte an der Universität Köln, ein klarer Fall für die Welterbeliste: „Corvey dokumentiert in einmaliger Weise über Jahrhunderte hinweg die Geschichte eines großen Reichsklosters und verfügt zudem über das am großartigste erhaltene Westwerk karolingischer Zeit neben dem in Aachen. Damit ist Corvey gleichbedeutend mit dem Aachener Dom.“ Und der erhielt das exquisite Gütesiegel schon 1978 - als erstes deutsches Denkmal überhaupt.

Das stimmt auch Ludger Eilebrecht, Pfarrdechant der ehemaligen Abteikirche, zuversichtlich: „Ich bin optimistisch und hoffe, dass es klappt. Gerade für ein strukturschwaches Gebiet wie Höxter wäre das eine große Chance, die das Selbstbewusstsein der Menschen und der ganzen Region stärken würde.“ Wird das Westwerk Welterbe, will er die Glocken von Corvey läuten lassen, gemeinsam mit allen anderen Kirchenglocken der Stadt.

Einen offiziellen Festakt soll es im Fall der Ernennung erst im kommenden Jahr geben, da die Anfertigung von Urkunde und Plakette der Unesco in Paris erfahrungsgemäß auf sich warten lasse, erklärt Claudia Konrad. Die Fahnen mit dem roten Schriftzug „Perfectum est“ aber könnten schon am Tag nach der Entscheidung gehisst werden.