Aus dem Oberlandesgericht Düsseldorf berichtet Peter Kurz Kölner OB Reker im Zeugenstand

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker muss im Düsseldorfer Oberlandesgericht ihrem Peiniger gegenübertreten. Unser Kollege Peter Kurz ist vor Ort und berichtet über den heutigen Prozesstag.

Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Düsseldorf. Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht schilderte sie ihre Erinnerungen an den Messerangriff. „Ich bin sofort zu Boden gegangen und habe gemerkt, dass ich aus Mund und Nase blute“, sagte sie.

Diese Angst wurde von aufgeregten Gedanken kurz nach der Tat begleitet, schilderte Reker, wie die Angst, mit dem Rollstuhl nicht mehr durch die Badezimmertür zu passen.

Reker war einen Tag vor ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin von dem 44-jährigen Frank S. niedergestochen worden. Der arbeitslose Maler und Lackierer hatte ihr ein Jagdmesser in den Hals gerammt. Der Angeklagte hat die Tat vor Gericht gestanden, bestreitet aber eine Tötungsabsicht.

Auf die Frage der Richterin, ob Reker im Krankenhaus über den Rücktritt aus ihrem Amt nachgedacht hatte, antwortete sie: "Nein, ich habe nicht gezögert. Ich fragte mich nur, ob ich die körperliche Verfassung dafür hätte."

Während der Zeugenaussage vermeidet Reker den Blickkontakt zum Angeklagten.

In ihren Albträumen, beschreibt Reker, habe sie immer wieder das Gefühl, dass ihre Kehle durchgeschnitten würde. "Das ist ja ein Synonym für eine Hinrichtung", sagt sie. "Wenn ich träume, dann immer zu dem Zeitpunkt, wo mir die Kapuze über den Kopf gezogen wird."

Seit dem Tatzeitpunkt war der Angeklagte nicht auf Reker zugekommen, um sich zu entschuldigen. Der Verteidiger von Frank S. fragte Reker, ob der Angeklagte einige Worte an sie richten könnte. Reker antwortete: "Nein, es ist noch nicht die Situation dafür."

Die parteilose Oberbürgermeisterin war vor ihrer Wahl als Sozialdezernentin für die Unterbringung der Flüchtlinge in Köln zuständig. Mit dieser Arbeit war Frank S., der früher der rechtsextremen Szene angehört hatte, nicht einverstanden: Er habe gegen Rekers Flüchtlingspolitik ein Zeichen setzen wollen, hatte er ausgesagt. (Dpa/Red)