New York „König von Twitter“: Satire-Ausstellung veralbert Trump
New York (dpa) - Es war der 4. Mai 2009 um kurz vor neun Uhr abends als Donald Trump zum ersten Mal twitterte. „Schaltet heute Abend ein, wenn Donald Trump bei der Late-Night-Show von David Letterman die Top-Ten-Liste präsentiert.“
Acht Jahre später ist Letterman im Ruhestand und Trump US-Präsident - mit rund 32,4 Millionen Fans auf Twitter. Mehr als 35 000 Tweets hat der 71-Jährige sei jenem 4. Mai 2009 abgesetzt und nicht erst seit er Präsident ist sind seine 140-Zeilen-Botschaften berühmt - und berüchtigt.
„Man kann über Donald Trump sagen, was man will“, sagt Komiker Trevor Noah. „Mag sein, dass er nicht gut als Präsident ist, nicht gut lesen kann, oder sich nicht mit Geo-Politik auskennt, aber er ist ein sehr guter Twitterer, wahrscheinlich der beste, der je gelebt hat.“ Gemeinsam mit seinen Kollegen hat der Moderator der US-Late-Night-Sendung „Daily Show“ dem republikanischen Präsidenten und „König von Twitter“ jetzt ein Denkmal gesetzt: Eine ganze Ausstellung, die sich nur um Trump und sein Twittern dreht. Natürlich höchst satirisch.
„Wir wissen ja nicht, wann seine Amtszeit endet - es könnte nächste Woche sein, es könnte nie sein - also haben wir uns entschieden, es jetzt zu machen“, sagt der aus Südafrika stammende Noah, der seit 2015 die „Daily Show“ moderiert, in Anspielung auf die diversen Skandale des Präsidenten.
Für die Schau haben Noah und sein Team ein Haus in Sichtweite des Trump Tower in Manhattan gemietet und dort die „The Donald J. Trump Presidential Twitter Library“ eingerichtet. Präsidenten-Bibliotheken sind in den USA üblich, dort werden die offiziellen Dokumente des jeweiligen Namensgebers der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die „Twitter Library“ stehe in dieser „großen Tradition“, heißt es von der „Daily Show“ - „mit einer Feier von Trumps wichtigsten Dokumenten: Seinen Tweets.“
Die berühmtesten Tweets des Präsidenten finden sich in den Räumen hinter Glas und im Goldrahmen: „Trotz all der negativen Presse covfefe“ beispielsweise, der Tweet, bei dem Trump sich Ende Mai vertippte, ein neues Wort erschuf und die Internet-Welt in Wirbel versetzte. Oder der Tweet, mit dem er im Oktober vergangenen Jahres erklärte, niemand habe mehr Respekt für Frauen als er. Oder ein Highlight aus dem Mai 2016: „Die besten Taco-Bowls werden im Trump Tower Grill gemacht. Ich liebe Hispanics!“
Außerdem zeigt die Ausstellung eine Auswahl der besten Trump-Tweets der vergangenen Jahre nach Themen geordnet, verrät in welchem Jahr Trump bislang am häufigsten twitterte (2015. 9182 mal.), wie lange seine längste Twitter-Pause seit der Wahl dauerte (1 Tag, 21 Stunden und 56 Minuten, Ende November) und bietet zahlreiche interaktive Elemente: Besucher können beispielsweise ihre eigenen Tweets aus Magnet-Wörtern basteln (unter anderem stehen „Haters and Losers“, „unfair“, „Putin“ oder „Hillary Clinton“ zur Auswahl). Oder sie können sich auf eine goldene Toilette in einem nachgebauten Oval Office setzen und selbst zum „Commander-in-Tweet“ werden, ein Wortspiel mit „commander-in-chief“, dem Oberbefehlshaber über das Militär, was in den USA der Präsident ist.
Schon kurz nach der Eröffnung am Freitagvormittag (Ortszeit) bilden sich vor der Ausstellung, die keinen Eintritt kostet, lange Menschenschlangen. Anderthalb Stunden mindestens müsse man warten, sagt ein Kontrolleur am Eingang. Der Ansturm ist auch deswegen so groß, weil die Ausstellung nur sehr kurz zu sehen ist - bis Sonntag. „Danach wird sie für immer schließen“, heißt es von der „Daily Show“ - und dann in echter Trump-Twitter-Marnier: „Sad!“