Komische Kunst zu Ehren von Harry Rowohlt

Hannover (dpa) - Harry Rowohlt sah aus wie ein gemütlicher Bär, seine Stimme klang nach Whiskey und sein Humor war trocken. Der im vergangenen Juni gestorbene Autor und Übersetzer begeisterte in ganz Deutschland als Vorleser.

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Aber auch Nicht-Leser kannten den Zottelbartträger in seiner Rolle als Penner der ARD-„Lindenstraße“.

Das Museum Wilhelm Busch hat jetzt zu Ehren des Hamburgers eine Ausstellung organisiert. Präsentiert werden 70 Gemälde des vielfach ausgezeichneten Münchner Karikaturisten Rudi Hurzlmeier (63), die er gemeinsam mit dem 1945 geborenen Verlegersohn gestaltete.

Die meisten Werke zeigen Tiere mit Charakter - mal vornehm, mal schüchtern, mal gerissen. Rowohlt dichtet zu diesen Vögeln, Affen, Hunden, Bären und Schweinen launige Zwei- bis Vierzeiler. Aus dem ersten gemeinsamen Buch „Happy Birds-Day“ (2004) stammt das Porträt einer leicht dümmlich blickenden Lachmöwe am Meer in gelben Gummistiefeln. „Die Möwe Max friert noch im März und spart auf einen Friesennerz“, dichtete Rowohlt dazu. „Das Angenehme war, dass er einen eigenen Blickwinkel hatte“, sagt Hurzlmeier. „In der knappen Form sind manche Verse kleine Geniestreiche.“

Der Verleger Gerhard Haffmans hatte die Zusammenarbeit des „Titanic“-Karikaturisten mit dem Übersetzer von „Pu der Bär“ angeregt. Ihr achtes gemeinsames Werk hieß „Monkiss“. Darin montierte Hurzlmeier Affenköpfe in berühmte Bilder aus der Kunstgeschichte von der „Mona Lisa“ bis zu einem Selbstporträt von Vincent van Gogh. An „Monkiss“ arbeitete Rowohlt bis kurz vor seinem Tod. „Gespräche über seinen Gesundheitszustand hat er sich immer verbeten“, erinnert sich der Münchner Künstler. „Lieber sprach er über seine Therapeutinnen.“

Lebenslustig als Tango-Tänzer mit einer üppigen Blondine im Arm malte Hurzlmeier Rowohlt, angelehnt an den kolumbianischen Künstler Botero. Dieses Bild ist ebenso wie die Rowohlt gewidmete Bildergeschichte „Vögel im Vogelparadies“ erstmals öffentlich zu sehen. Als unterhaltsamen Anekdotenerzähler erleben die Museumsbesucher Rowohlt in einem Video, das ihn 2013 im Interview mit Linken-Politiker Gregor Gysi zeigt. „Er war ein ungewöhnlicher, origineller Mensch voller Schoten und Geschichten“, sagt Hurzlmeier.

Museumsleiterin Gisela Vetter-Liebenow versteht die Gemälde des satirischen Zeichners auch als Angriff auf die ernste Kunst. „Es ist eine besondere Fallhöhe da“, sagt sie. Der komische Künstler nähert sich oft den Alten Meistern an, dann spielt er mit der Romantik oder mit dem Jugendstil. Zwar gibt es einen etwas grimmigen Raben und einen leicht melancholischen Bären - meist wird aber das Leben gefeiert. So fläzen sich vor einem Alpenpanorama Schweine auf bequemen Liegen, umringt von leeren Flaschen. Rowohlt reimte zum Gemälde „Dolce Vita“: „Ist man erstmal über'n Brenner, wird das Leben was für Kenner.“