Kommunen richten Notlager ein

In Krefeld wird eine Turnhalle genutzt, Düsseldorf mietet Hotelzimmer.

Foto: Andreas Bischof

Düsseldorf. Hotels, Mietwohnungen, ein Schullandheim — die Städte unserer Region werden erfinderisch, um die steigende Zahl der Asylbewerber unterzubringen. In Krefeld wurde nun sogar eine Turnhalle geschlossen, um zusätzliche Notbetten bereit halten zu können, falls — wie derzeit häufig der Fall — sehr kurzfristig Platz für neue Flüchtlinge geschaffen werden muss. Außerdem wurden sämtliche Buchungen in einem Schullandheim storniert, damit es vom Land als Erstunterkunft genutzt werden kann.

Das bedeutet: Nun bekommt auch die Bevölkerung die Folgen des zunehmenden Andrangs zu spüren. In Krefeld etwa ist der Unmut unter Vereinen und Schulklassen groß, etwa weil wichtige Turniere auf der Kippe stehen.

Manch einen mag die gegenwärtige Situation gar an die 1990er Jahre erinnern, als der Andrang neuer Asylbewerber ungekannte Ausmaße annahm. „Damals sind wir losgezogen und haben Wohnwagen gekauft oder Zelte aufgestellt“, sagt Hans-Jürgen Lemmer, der bei der Stadt Wuppertal für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist. So schlimm sei die Lage derzeit nicht. „Aber es wird gerade mehr als eng.“

Zwei Probleme machen die Unterbringung besonders schwer: Zum einen erfahren die Städte immer kurzfristiger, dass und wie viele neue Asylbewerber zu ihnen kommen. „Es kommt vor, dass der Anruf eingeht und einen Tag später stehen die Leute schon vor der Tür“, sagt Sozialdezernent Reinhard Gatzke aus Hilden.

Zum anderen haben viele Städte Mühe, überhaupt Immobilien zu finden, die sämtliche Anforderungen erfüllen. So rückt die Stadt Düsseldorf inzwischen wieder von ihrem Konzept ab, Asylbewerber in Hotels unterzubringen. „Die Menschen können sich dort kaum selbstständig betätigen, können noch nicht einmal das gewohnte Essen ihrer Heimat zubereiten“, sagt Stadtsprecher Michael Frisch.

Ein Drittel der 1500 Flüchtlinge in der Landeshauptstadt ist derzeit in Hotels untergebracht. Jetzt wurde ein Runder Tisch eingerichtet, der dafür sorgen soll, dass weitere 1300 Plätze geschaffen werden — dann aber in klassischen Wohneinheiten.

In Hilden wird derzeit eine Obdachlosenunterkunft zum Asylbewerberheim umgebaut. Durch Baumaßnahmen an zwei weiteren Standorten schafft die Stadt 100 zusätzliche Plätze für 350 000 Euro Baukosten. In Wuppertal müssen derzeit jeden Monat 30 bis 40 weitere Betten bereitgestellt werden — überwiegend werden normale Wohnungen angemietet. Amtsleiter Hans Jürgen Lemmer sagt: „Wenn wir es durchhalten, in diesem Tempo weiter auszubauen, kommen wir mit. Aber unsere Mitarbeiter gehen bis an ihre Grenzen.“ Eine Turnhalle mit Notbetten auszustatten, wäre für Lemmer nur die allerletzte Lösung.

Der Fall Duisburg hat gezeigt, dass längst nicht alle Formen der Unterbringung gesellschaftliche Akzeptanz finden. Ein als Notunterkunft gedachtes Zeltlager wurde nach Protesten aus der Bevölkerung wieder abgebaut. Hauptargument der Kritiker: Deutschland könne hilfesuchende Menschen nicht in einem Auffanglager zusammenpferchen, das an ein Kriegsgebiet erinnert.

Das Deutsche Rote Kreuz hat zugesagt, die Bedingungen im Flüchtlingsheim in Burbach zu verbessern. Nach Misshandlungsvorwürfen hatte sich das Land NRW vom früheren Betreiber European Homecare getrennt.