Konkurrenz für Kühe: Kamelmilch aus Holland
Beduinen halten sie für das Lebenselixier schlechthin. Jetzt wächst auch im Abendland das Interesse.
Amsterdam. Die Polizisten trauten ihren Augen nicht: In einem Wohnviertel von Den Bosch in den Niederlanden grasten drei Kamele. Kein Zirkus war in der Nähe. Und Anwohner aus Marokko versicherten, sie hätten nichts damit zu tun. Der Besitzer der Tiere sei ein Student, der um die Ecke wohne. Das war 2006. Heute betreibt Frank Smits den bislang einzigen Kamelmilchhof Europas, inzwischen auf dem Land.
"Unter allen Tieren liefern sie die Milch, die unserer Muttermilch am ähnlichsten ist", sagt der Agrarwissenschaftler. Eine Viertelstunde Autofahrt von Den Bosch entfernt erfreut sich die "Kamelmelkerij Smits" wachsender Beliebtheit. Auch aus Deutschland kommen Besucher, um beim Melken zuzuschauen und um die Kamelmilch zu probieren.
"Wie Kuhmilch, aber nicht süß", sagt eine Frau aus Duisburg. "Die würde ich im Supermarkt kaufen." Das ist der Traum des 27-jährigen Smits: Kamelmilch in jedem Kühlregal. "Sie ist nahrhafter als Kuhmilch", schwört der Besitzer von mittlerweile 50 Kamelen.
"Sie ist fettarm, enthält kaum Zucker, dafür viele Mineralien und Vitamin C." Obendrein sei sie frei von Beta-Lactoglobulin, einem Protein, das zur Entstehung von Milchallergie beiträgt. Dass die Milch kräftigend wirkt, wissen Beduinen in den Wüsten Arabiens und Nordafrikas sowie Kamelhalter in Asien seit Jahrhunderten.
Hollands Kamelpionier beliefert Naturkostgeschäfte - auch in Deutschland - sowie Läden von Marokkanern, Türken und Somaliern.
Der noch hohe Aufwand macht die Kamelmilch jedoch teuer, rund sechs Euro pro Liter. Deshalb wird Frau Antje vorerst wohl nicht von Gouda auf Kamel-Brie umsteigen.