Konnopke’s Bude weicht nicht

Die Chefin der berühmtesten Wurstbude Berlins lässt die Sanierung der U-Bahn-Trasse kalt.

Berlin. Currywurst, bekanntlich eine Berliner Erfindung, wird an der Spree mit Stolz verkauft und verspeist. Waltraud Ziervogel ist Berlins berühmteste Wurstbraterin - ihr Imbiss "Konnopke’s" im Stadtteil Prenzlauer Berg hat es in die Touristenführer geschafft. Für viele Hauptstadtbewohner ist sie die ungekrönte Königin der Wurst "mit oder ohne Darm".

Doch Ziervogel kann mehr, als nur Fleischrollen auf dem Grill zu wenden: Sie kann ein ganzes Bezirksamt in Aufregung versetzen und die Berliner Verkehrsbetriebe noch dazu. Im Sommer soll die Kreuzung, an der ihr Imbiss steht, renoviert und die oberirdische U-Bahn-Trasse saniert werden. Grund für die Behörden, "Konnopke’s" einen Umzug vorzuschlagen. Doch da haben sich die Planer geschnitten.

"Konnopke’s" ist schließlich eine Institution in der Stadt. Die bewegt sich nicht einfach weg. Den Imbiss gründete Ziervogels Vater. 1930 fing der damals 29-jährige Bauernsohn Max Konnopke aus Cottbus als "Wurstmaxe" in Berlin an. Mit Wurstkessel, Klapptisch und Schirm zog er des Nachts durch die Straßen, denn nur zwischen 19 und 5Uhr durfte die Wurst verkauft werden. 1976 übertrug Konnopke seine beiden Imbisse an seine Kinder, einer ging an Sohn Günter, der ihn im Jahr 2000 an eine Fleischerei verkaufte, der andere an Waltraud.

Sie machte daraus ein florierendes Geschäft und erlangte nach dem Mauerfall überregionale, sogar internationale Aufmerksamkeit. Liza Minelli probierte einmal eine ihrer Currywürste, und Starkoch Eckart Witzigmann tauschte sich in der "Zeit" mit Waltraud Ziervogel über gutes Essen und Kochen in der DDR aus. Das schaffte Selbstbewusstsein. Als ihr jetzt der Umzug vom angestammten Platze angetragen wurde, ging Waltraud Ziervogel auf die Barrikaden.

"Die wollen mich in eine Cola-Büchse stecken. Ich hab’ doch keine Meise", sagt die 73-Jährige entschlossen. Was Stadtrat Jens-Holger Kirchner von den Grünen sich da überlegt habe, komme nicht in Frage. Dabei wollte der Politiker nur das Beste für Ziervogel, denn nach der Neugestaltung der Kreuzung führen die Fußgänger-Ströme nicht mehr bei "Konnopke’s" vorbei.

Bis zu 50 000 Euro hätten ihr die Verkehrsbetriebe angeboten, wenn sie von ihrem Platz unter der Hochbahn auf die andere Seite der Kreuzung in einen der dort geplanten Kioske ziehen wollte. Vergeblich. Ändern kann Kirchner die Entscheidung nicht, denn Waltraud Ziervogels Imbiss genießt Zeit ihres Lebens Bestandschutz.

"Das ist Berlin. Darüber muss man nicht nachdenken", sagt er lakonisch. So wird "Konnopke’s Imbiss" am alten Ort bleiben und im Sommer höchstens mal ein paar Wochen zumachen, wenn Sandstrahl-Arbeiten am U-Bahn-Viadukt ausgeführt werden. Ziervogel ist überzeugt, dass sie 105 Jahre alt und noch jeden Bürokraten im Bezirksamt überleben wird, der sie von ihrem Platz vertreiben will.