Krefeld Kraft und Ausdauer trainieren — per Chipkarte
Im Milon-Zirkel stellen sich die Geräte selbstständig und individuell auf den Nutzer ein. Das vermeidet Fehler und spart Zeit.
Krefeld. Von einer reinen Muckibude lässt sich beim Blick auf den Gerätezirkel von Milon wahrlich nicht sprechen. So verirrt sich kaum ein muskelbepackter Mann im Achsel-shirt dorthin, lässt niemand bewusst den Bizeps anschwellen. Auch wenn der Gerätehersteller in seinem Unternehmensnamen an einen antiken griechischen Ringkämpfer erinnert. In dem Krefelder Gesundheitszentrum von Physiotherapeut Ralf Niesters geht es nicht um den Aufbau von möglichst viel Muskelmasse. Kein Krafttraining ist angesagt, sondern Kraftausdauertraining. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Der Sportraum bei Ralf Niesters ist zweigeteilt. Im vorderen Teil stehen die Geräte für das Kraftausdauertraining im Kreis. Der Milon-Zirkel richtet sich vor allem an Menschen, die effektiv in einem fest getakteten Kreislauf nicht unbedingt mit Gewichten, dafür aber mit elektronischen Widerständen trainieren wollen. Vorrangiges Ziel ist es nicht, den Körper zu stählen, sondern gesundheitsorientiert fit zu werden und zu bleiben.
Dementsprechend ist in dem Krefelder Gesundheitszentrum die Altersstruktur. Ulrike de Kruijf zum Beispiel ist 63 Jahre alt und arbeitet als Coach und Personalentwicklerin überwiegend im Sitzen und Stehen. Sie trainiert möglichst dreimal pro Woche an den Milon-Geräten, seitdem sie gemerkt hatte, dass es immer beschwerlicher wurde, die Treppen der Kölner U-Bahn hochzugehen. „Jetztschaffe ich das locker“, sagt sie ein halbes Jahr nach den ersten Runden im Milon-Zirkel. „Ich fahre viel Rad. Aber das alleine reichte nicht.“ Das gezielte Training an den Geräten könne zudem die Symptome bestimmter Erkrankungen zurückdrängen, zum Beispiel von Diabetes Typ 2, erläutert Niesters. „Unsere Kunden haben schon festgestellt, dass sie deutlich weniger Insulin nehmen oder sogar ganz auf das Spritzen verzichten können, weil der Stoffwechsel durch das regelmäßige Muskeltraining angekurbelt wurde.“
Ein großer Vorteil des Zirkels ist, dass auf der persönlichen Chipkarte die individuellen Einstellungen gespeichert sind. Steckt man die Karte in den Schlitz, bewegen sich die Geräte in die korrekte Position, Gewichte sowie Zugwiderstand stellen sich automatisch ein. So ist es dem Trainierenden möglich, die Übung korrekt auszuführen. „Da heute die Zeit immer knapper wird und viele das auch als Argument nutzen, wurde dieses Zirkeltraining entwickelt“, erläutert der Physiotherapeut. „Also: Chipkarte einführen — alles andere regelt sich von selbst.“
Üblicherweise besteht der Zirkel aus sechs Geräten für die Kräftigung der Hauptmuskelgruppen und aus zwei Ausdauergeräten wie Crosstrainer und Fahrrad. Eine Runde in diesem Kreis dauert 17,5 Minuten. Angestrebt ist es, zweimal in der Woche jeweils zwei Runden zu absolvieren. Das Training an jedem Gerät dauert eine Minute. Dann Pause, um zum nächsten Gerät zu wechseln. Nur die Ausdauergeräte werden jeweils vier Minuten genutzt. Die Muskelgruppen werden nacheinander gefordert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Oberkörper, speziell auf dem Rücken. Denn besonders die Fehlhaltungen im Alltag haben sich zu einem gesundheitlichen Problem unserer Gesellschaft entwickelt, verbunden mit mangelndem Ausgleich, sprich zu wenig Bewegung. Die meisten Krankmeldungen sind auf Rückenleiden zurückzuführen. Niesters: „Der Körper wird heute eben nicht mehr so gefordert wie früher. Sitzende Tätigkeiten sind das Hauptproblem. Untersuchungen haben sogar gezeigt, was das Sitzen für den Menschen bedeutet: Es setzt die Lebenserwartung herunter, wenn man keinen Ausgleich hat. Da reicht auch kein Spaziergang und keine Gartenarbeit, obwohl das viele denken. Das ist für den Körper zu wenig, um die Kraft der Muskulatur zu erhalten oder sogar noch etwas aufzubauen.“ Muskeltraining, sagt der Physiotherapeut, müsse zum täglichen Leben dazu gehören wie das Zähneputzen.
Hausverwalter und Immobilienkaufmann Detlef Jütten (53) nutzt oft die Mittagspause für das Zirkeltraining. Früher ging er regelmäßig ins normale Fitnessstudio. „Bei mir stand schon immer die Gesundheit im Fokus“, sagt er und ist froh über seinen Wechsel auf die Milon-Geräte vor drei Jahren. „Die Prioritäten haben sich verschoben. Und ich habe schon recht früh gemerkt, dass ich Fortschritte mache.“
Nach einigen Wochen haben sich die Muskeln so an das Training gewöhnt, dass die Einstellungen nachjustiert werden müssen. Es geht über mehr Gewicht, über ein anderes Tempo oder über geänderte Hebelwege. „Das sagt das System selbstständig. Auch wenn eine neue Trainingsphase beginnen soll“, erläutert Niesters. „Da haben wir mit den elektronischen Geräten viel mehr Möglichkeiten als mit herkömmlichen.“ Trotz der positiven Auswirkung auf die Gesundheit übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Training nicht. „Training im Studio ist halt immer noch Privatvergnügen“, meint Niesters.
Aber immerhin: Die Teilnahme an einem zertifizierten Viaktiv-Fitnesskurs an den Geräten, das sind zwölf Einheiten zum Kennenlernen, refinanziert die Kasse bis zu 80 Prozent. „Das ist im Rahmen der Prävention möglich“, betont der Krefelder Physiotherapeut.
Der Zirkel ist jedoch nur ein Teil des Angebots. „Wir können mit den Geräten nie den Alltag simulieren. Darum haben wir noch einen Bereich für funktionelle und koordinative Übungen sowie Faszientraining“, sagt Niesters. Dabei kommen die Geräte im hinteren Teil des Studios zum Einsatz, etwa die Gummibänder. „Denn Lockern und Dehnen der Muskeln sowie das Lösen Verklebungen gehören zum guten Training mit dazu“, betont Niesters.