Brüggen Krebszentrum Brüggen: Jetzt drei Tote nach Krebsbehandlung
In der Praxis in Brüggen hatten sich insgesamt fünf Patienten einer alternativen Therapie unterzogen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Brüggen. An dem Ziegelsteinhaus in Brüggen weist nichts mehr auf die Praxis für alternative Krebsbehandlung hin. Eine niederländische Patientin (43), die dort, kurz hinter der Grenze auf deutscher Seite, behandelt worden war, ist am Samstag aus ungeklärter Ursache gestorben, nachdem sie sich einer Therapie in der Einrichtung unterzogen hatte. Seit Donnerstag steht fest: Insgesamt drei von fünf Patienten sind gestorben. Zwei befinden sich im Krankenhaus, teilte die Polizei in Mönchengladbach Donnerstagabend mit. Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt.
Geklärt werden soll, ob der Tod der Frau und der von zwei weiteren Patienten im Zusammenhang mit verabreichten Mitteln stehe oder ob sie an den Folgen ihrer Krankheit gestorben ist. Eine Obduktion sei angeordnet worden. Die Frau hatte über Kopfschmerzen geklagt. Sie sei verwirrt und nicht mehr ansprechbar gewesen.
Andere Patienten des Zentrums, die ähnliche Symptome zeigten, sollten dringend zu einem Arzt gehen, warnte die Polizei. Etwaige Patienten und Zeugen werden gebeten, Hinweise an die Ermittlungskommission „Brom“ in Mönchengladbach unter 02161/290 zu geben. Das alternative Krebszentrum hat offenbar vor allem Patienten aus den Niederlanden betreut, weil dort nicht alle alternativen Heilmethoden zugelassen sind, die in Deutschland erlaubt sind.
Eine Angehörige einer weiteren gestorbenen Patientin aus Beveren sagte Medien gegenüber, dass die 55-Jährige am Donnerstag in einem Krankenhaus in Nijmegen gestorben sei, nachdem ihr am Mittwoch während einer Behandlung in Brüggen unwohl geworden sei. Sie habe sich zusammen mit der 43-Jährigen und drei weiteren Patienten einer zehnwöchigen alternativen Krebsbehandlung in der Praxis unterzogen.
Laut Praxis- Homepage kostet diese Behandlung knapp 10 000 Euro. Zur „Hauptbehandlung“ heißt es, dass sie „Krebszellen absterben lässt“. Es ist von einer „intravenösen Behandlung mit nichttoxischen Stoffen“ die Rede. Als ein „Therapiekonzept“ ist 3-Bromopyruvat aufgeführt. Laut des Krebsinformationsdienstes in Heidelberg ist das Präparat nicht unbedenklich. Der Stoff befinde sich in der experimentellen Grundlagenforschung.
Der Betreiber des Krebszentrums, Klaus R., hat laut Homepage biomedizinische Technik in Gießen studiert und dann 20 Jahre lang medizinisches Gerät an Krankenhäuser verkauft, bevor er eine Ausbildung zum Heilpraktiker machte. Im September 2014 fing er im Krebszentrum in Brüggen an, das er ein Jahr später übernahm.
Auf seiner Facebook-Seite informierte Klaus R. auf Niederländisch „über den plötzlichen Tod eines unserer Patienten“ und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Die Praxis weist den Eindruck von sich, dass sie für den Tod des Patienten verantwortlich sein könnte und will die Ermittlungen der Polizei „voll und ganz“ unterstützen.