Kritiker werfen Prinz Charles „Steuervermeidung“ vor
London (dpa) - Großbritanniens Thronfolger Prinz Charles muss sich erneut Vorwürfen erwehren, er zahle nicht genügend Steuern.
Das Herzogtum von Cornwall, das traditionell von der jeweiligen Nummer eins der Thronfolge verwaltet wird, sei ein „tief verwurzeltes System zur Steuervermeidung“, warf ihm die monarchiekritische Organisation Republic vor. Charles habe sich seine eigene Steueroase geschaffen. Clarence House, das Londoner Büro des Prinzen, wies die Vorwürfe zurück.
Charles, der auch den Titel Herzog von Cornwall trägt, zahle freiwillig Einkommensteuer auf die Einkünfte aus dem Herzogtum. Dort wird beispielsweise Fischzucht und Forstwirtschaft betrieben. Kritiker meinen, das Herzogtum müsse jedoch als Unternehmen getrennt von der Person des Prinzen gesehen werden und falle deshalb unter die Zuständigkeit von Unternehmenssteuern. Republic hat den Fall den Finanzbehörden vorgelegt, wo er untersucht wird.
Clarence House geht dagegen davon aus, dass es sich bei dem Herzogtum steuerrechtlich um eine Stiftung handelt, die Einkommen für den jeweiligen Thronfolger generieren soll - das dieser dann auch als solches versteuert. Das Herzogtum sei damit untrennbar von der Person des Prinzen. Im vergangenen Jahr hatte Charles 18,3 Millionen Pfund (rund 22,5 Millionen Euro) mit seinem Herzogtum verdient - bei einem Umsatz von weit über 700 Millionen Pfund. Auf die 18,3 Millionen Pfund zahlte er knapp fünf Millionen Pfund Steuern.
Charles persönlich bekommt darüber hinaus jährlich 2,2 Millionen Pfund aus dem Staatshaushalt. Damit soll er seine Reisekosten, etwa für Hubschrauber und Privatjets decken und seinen Londoner Amtssitz Clarence House instandhalten.
Zu dem Steuerstreit kam es, nachdem das Herzogtum von Cornwall sich im vergangenen Jahr Vorwürfen erwehren musste, eine dort kommerziell betriebene Austernzucht widerspreche den Bestimmungen der Umweltverträglichkeit. Ein Gericht hatte in diesem Streit zugunsten von Charles geurteilt. Jetzt könnte genau dieses Urteil zu einer saftigen Steuernachzahlung für den Prinzen führen, weil es ihm zwar umweltrechtlich Vorteile brachte, steuerrechtlich aber zum Nachteil gereicht.