Kronprinz Felipe übt Königsein
Monarchie: Der spanische Thronfolger vertritt in diesen Tagen erstmals offiziell seinen Vater Juan-Carlos.
Madrid. Übung macht den Meister: Während Monarch Juan Carlos sich von einer Lungenoperation erholt, kann der Thronfolger sich einen Eindruck davon verschaffen, was es heißt, König zu sein. Anfang voriger Woche empfingen Felipe und Prinzessin Letizia anstelle von Juan Carlos und Sofía Staatsgrößen aus der EU und Lateinamerika, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, im königlichen Palast.
Zwei Tage später durfte Felipe beim Endspiel um den spanischen Fußballpokal zwischen dem FC Sevilla und Atlético Madrid die Trophäe überreichen. Juan Carlos, der in den vergangenen 35 Jahren kein Finale um die Copa del Rey (Königspokal) verpasst hatte, konnte es sich jedoch nicht verkneifen und gab königlich-väterliche Ratschläge: Felipe solle auf der Ehrentribüne in keinem Fall Sympathien für einen Verein zeigen.
Von der Generalprobe zur Premiere ist es aber noch ein weiter Weg. Der 72 Jahre alte König denkt nicht daran, auf den Thron zu verzichten. "Abdanken? Niemals!", machte Königin Sofía ihrer Biografin klar. Der Monarch sei nicht amtsmüde und der Sohn "nicht ungeduldig."
Dennoch hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt, dass Felipe ein würdiger Nachfolger sein wird. Nach Ansicht von Beobachtern hat sich der Kronprinz zum Positiven verändert; seine Unsicherheit und Zurückhaltung abgelegt. Heute wirkt er selbstbewusster und aufgeschlossener als noch vor einigen Jahren.
Diese Wandlung wird vor allem Letizia als Verdienst angerechnet. Die ehemalige Fernsehmoderatorin hat sechs Jahre nach ihrer Heirat mit dem Kronprinzen alle Zweifler zum Verstummen gebracht. Auch eingefleischte Monarchisten betrachten es nicht mehr als Makel, dass die Frau des Thronfolgers eine Bürgerliche und obendrein geschieden ist. Die 37-Jährige ist so etwas wie der Star der königlichen Familie geworden, was Medienberichten zufolge an ihrem bodenständigen und aufrichtigen Charakter liegt.
Schon immer habe Letizia genau gewusst, was sie wollte, sagte ihre einstige Lehrerin. Schon als Elfjährige moderierte sie eine Kindersendung im lokalen Radio. Ganz anders der Kronprinz: Als Schüler scherzte er, sein liebstes Fach sei die Siesta. Er entwickelte sich bald zum Womanizer. 2002 sah er Letizia im Fernsehen und beauftragte einen Freund, ein Pressetermin mit ihr zu arrangieren. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Doch die Rolle der Kronprinzessin fiel der Bürgerlichen anfangs schwer: Sie musste - unter der Aufsicht ihrer künftigen Schwiegermutter - die Prinzessinnenschule besuchen: Skistunden und Nachhilfe in "Queen’s English" wurden Alltag. Bei der Verlobungsfeier 2003 fiel sie Felipe vor laufenden Kameras ins Wort ("Lass mich ausreden") und trug statt dem üblichen knielangen Rock einen Hosenanzug - nach dem Motto: "Hier hab´ ich die Hosen an". UmAufmerksamkeit zu bekommen, hungerte sich auf Kleidergröße XS hinunter, wie Medien spekulierten.
Doch genau diese menschlichen Züge machen sie zur Ikone. Nach einer Umfrage meinen mehr als zwei Drittel der Spanier, Letizia sei reif für das Amt der Königin. Eine ihrer wichtigsten Pflichten hat sie bereits erfüllt: 2005 kam ein neuer Thronfolger, Infantin Leonor auf die Welt. Eineinhalb Jahre später folgte Infantin Sofia.