Kühlpumpen in Fukushima-Reaktor stundenlang ausgefallen

Tokio (dpa) - In der Atomruine Fukushima sind im Reaktor 5 stundenlang lang die Kühlpumpen ausgefallen. Die Reparaturtrupps schalteten auf Ersatzpumpen um, die Meerwasser zur Kühlung der Reaktoren und Abklingbecken nutzen.

Am Nachmittag (Ortszeit) konnte nach 15 Stunden das Kühlsystem wieder in Gang gesetzt werden, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press am Sonntag unter Berufung auf den Betreiberkonzern Tepco berichtete. Unterdessen musste sich die Katastrophenregion auf heftige Regenfälle in Folge eines Taifuns gefasst machen. Derweil gerät Regierungschef Naoto Kan wegen seines Krisenmanagements unter wachsenden Druck.

Die Temperatur des abgeschalteten Reaktors 5 sei bis Mittag (Ortszeit) auf rund 94 Grad nach 61 Grad am späten Vortag gestiegen. Ein Arbeiter habe das Problem bereits am Samstagabend (Ortszeit) bemerkt, hieß es. Der Vorfall sei zwar gleich der Regierung mitgeteilt worden, doch öffentlich gemacht habe Tepco dies erst am Sonntag. Dafür entschuldigte sich der Konzern, der bereits zuvor wegen seiner mangelhaften Informationspolitik in die Kritik geraten war. Unterdessen schwächte sich der Taifun Songda zu einem tropischen Sturm ab, wie die Meteorologische Behörde in Tokio bekanntgab.

Dennoch warnte die Behörde noch bis Montag vor weiteren heftigen Regenfällen, die auch die Katastrophengebiete im Nordosten bedrohten. Die Behörde warnte vor Erdrutschen, da sich der Boden durch das Megabeben und den Tsunami vom 11. März gelockert habe. Und die Atomruine in Fukushima sei noch nicht ausreichend auf heftigen Regen und Wind vorbereitet, meldete die Agentur Kyodo unter Berufung auf Tepco. Der zweite Taifun der Saison hatte zuvor die südliche Inselprovinz Okinawa heimgesucht und war über Kyushu weitergezogen, 61 Menschen erlitten bei Stürzen meist leichte Verletzungen. In rund 280 000 Haushalten war vorübergehend der Strom ausgefallen.

Ministerpräsident Naoto Kan droht in nächster Zeit ein Misstrauensvotum durch die beiden größten Oppositionsparteien. Kritiker werfen ihm angesichts der Natur- und Atomkatastrophe mangelndes Krisenmanagement vor. Die Liberaldemokratische Partei (LDP) und die Komeito Partei hoffen, eine Rebellion innerhalb Kans regierender Demokratischer Partei (DPJ) zu entfachen. Seit längerer Zeit schon regt sich in Kans eigenem Lager wachsender Unmut gegen den Premier. Kan selbst zeigte sich jedoch bei seiner Rückkehr vom G8-Gipfel in Frankreich gegenüber japanischen Journalisten zuversichtlich, dass er das Misstrauensvotum am Ende überstehen wird.

Unterdessen berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press unter Berufung auf Untersuchungen des Wissenschaftsministeriums, dass im Meeresboden vor der Küste der Provinz Fukushima ungewöhnlich hohe Mengen an radioaktiven Partikeln gefunden worden seien. Bodenproben in einer Tiefe von 126 Metern, rund 30 Kilometer östlich der Atomruine, hätten 320 Becquerel an Cäsium-137 pro Kilogramm enthalten. Die Proben wiesen demnach zudem 260 Becquerel an Cäsium-134 und 2,7 Becquerel an Jod-131 auf. Die jüngsten Proben seien zwischen dem 9. und 14. Mai an 12 Stellen zwischen den Katastrophenprovinzen Miyagi und Chiba genommen worden.

Derweil begann das Landwirtschaftsministerium am Wochenende laut Jiji Press in dem stark von Strahlung belasteten Ort Iitate mit dem Anpflanzen von Sonnenblumen, um zu testen, ob sich damit radioaktiv verseuchter Erdboden dekontaminieren lässt. Andere Methoden, die getestet werden sollen, sei das Abtragen von Boden sowie der Einsatz von Chemikalien, die radioaktive Materialien aufsaugen. Das Dorf Iitate in der Provinz Fukushima gehört zu den Orten, die besonders stark von der radioaktiven Belastung durch das AKW betroffen sind.