Kurt Krömer im Interview: Ein junges, neues Talent
Spätestens seit der Show "Krömer - Die internationale Show" wurde Alexander Bojcan als Kurt Krömer bekannt. Ab Oktober geht er mit seinem Soloprogramm „Der nackte Wahnsinn“ auf Tour. Ab Donnerstag sieht man ihn neben Fritzi Haberlandt in seiner ersten Kinohauptrolle „Eine Insel namens Udo“.
Mit Kurt Krömer, den wir aus dem Fernsehen kennen, hat Udo, den Sie in diesem Film spielen, wenig zu tun. Wollten Sie ganz bewusst eine andere Figur erfinden?
Kurt Krömer: Als ich das Drehbuch gelesen habe, wusste ich sofort, dass der Film polarisieren wird. Weil er eben nicht auf der Welle reitet: wir machen jetzt den Kurt-Krömer-Kinofilm, dann gibt es das Kurt-Krömer-Kochbuch, und die Kurt-Krömer-Bettwäsche. Das interessiert mich nicht. Gewissermaßen habe ich mir also alles selbst kaputt gemacht, weil nichts im Film mehr an Kurt Krömer erinnert.
Dann nehmen Sie also in kauf, dass einige Zuschauer vielleicht enttäuscht sein werden Und andere, die Kurt Krömer nicht mögen, sind vielleicht begeistert. Gibt es denn überhaupt Menschen, die Kurt Krömer nicht mögen?
Ich stehe seit 15 Jahren auf der Bühne, und die Figur hat von Anfang an polarisiert. Die einen sagen: wir lieben den, die anderen: wir finden den blöd. Und so wird es mit dem Film auch sein.
Auf der Bühne und in Ihrer Fernsehshow improvisieren Sie, auch mit Ihren Gästen treffen Sie keine Absprachen. Im Film „Eine Insel namens Udo“ mussten Sie aber nach einem festen Drehbuch spielen und Regieanweisungen befolgen. War das nicht schwierig?
Nein, das ist einfach eine andere Art zu arbeiten. Ich kann mich durchaus an Absprachen und an fremde Texte halten. Und das Drehbuch hat mir so gut gefallen, dass ich es eins zu eins umsetzen wollte. Manchmal war ich allerdings kurz davor, zu implodieren, weil die Figur im Film sehr anders ist als ich. Ich bin extrovertiert, laut und grob, und Udo ist das komplette Gegenteil. Der ist schüchtern, leise, zurückhaltend. Regisseur Markus Sehr hat oft gesagt, ich solle ihn noch leiser spielen, mit noch weniger Mimik. Da dachte ich manchmal, ich ersticke gleich (lacht).
Kurt Krömer ist ja auch extrovertiert, laut und grob. Ist der überhaupt eine Kunstfigur oder ist der Ihnen sehr ähnlich?
Ja, das ist er, denn ich bin keine Kunstfigur. Ich sehe mich eher als Komiker, der viele Geschichten von zu Hause mitbringt und sie in sein Programm einbaut. Kurt Krömer ist sehr dicht an mir selbst dran. Udo ist dagegen zum ersten Mal in 15 Jahren ein Charakter, den ich wirklich neu formen musste. Ich hätte auch einen Mörder spielen können, der hätte genau so wenig mit mir zu tun wie Udo.
Sie spielen ja auch gelegentlich Theater, z.B. an der Berliner Volksbühne. Fühlen Sie sich inzwischen auch als Schauspieler?
Ein Schauspieler kann ja alles machen, aber bei mir haben die Rollen immer einen komischen Touch. Das sind immer verschrobene Typen, Außenseiter, die ich spiele. Da habe ich, glaube ich, meine Schublade gefunden. Und da fühle ich mich auch zu Hause. Ich bin eher ein komischer Darsteller und stehe mit der Schauspielerei noch am Anfang. Ich fühle mich wie ein Jungschauspieler, ein junges, neues Talent, das jetzt blöderweise auf die 40 zugeht (lacht).
Udo leidet im Film ja unter „Schwersichtbarkeit“, d.h. die Leute übersehen ihn in der Regel. Wäre das für Sie nicht ein reizvoller Gedanke, mal unbeachtet durch Berlin gehen zu können?
Überhaupt nicht, ich wollte ja immer die Aufmerksamkeit. Ich habe angefangen, vor drei Leuten zu spielen und mir immer gewünscht, dass die Bude irgendwann voll ist. Von daher wäre es doch Blödsinn zu sagen, jetzt möchte ich das nicht mehr. Außerdem sind die Leute gerade in Berlin sehr zurückhaltend. Die sagen: „Hallo Kurti!“ und gehen weiter. Das ist so, als wenn man Nachbarn trifft.
Sie haben „Krömer — Die Internationale Show“ im Ersten von sich aus beendet. Waren Sie enttäuscht, dass man Ihnen nach 5 Staffeln immer noch keinen früheren Sendeplatz angeboten hat?
Nein, um die Uhrzeit konnte ich nämlich machen, was ich wollte. Um 20.15 Uhr hätten sich bestimmt mehr Redakteure eingemischt. Als Hugo Egon Balder zu Gast war, haben wir 5 Zigaretten nacheinander geraucht. Das wäre vor 22 Uhr nicht möglich gewesen. Meine anarchistische Ader konnte ich da voll ausleben. Die Show war von Anfang bis Ende eine super Sache für mich. Aber ich dachte, lieber ziehe ich den Stecker, solange die Leute noch sagen: „Schade“, anstatt irgendwann: „das wollen wir nicht mehr sehen“.
Wie geht es denn jetzt weiter mit Kurt Krömer? Ab Oktober gehen Sie mit Ihrer Bühnensoloshow „Der Nackte Wahnsinn“ auf Tour...
Genau, und mit der Schauspielerei wird es auch weiter gehen. Aber zu 80 Prozent bin ich eine Livefigur und spiele mein Soloprogramm, und zu 20 Prozent lasse ich mich zu Ausflügen auf die Leinwand oder ins Theater einladen.