"Landshut"-Entführung: Papst Paul VI. stellte sich als Geisel zur Verfügung

Köln. Ein 40 Jahre altes Dokument aus dem historischen Archiv des Erzbistums Köln belegt die Bereitschaft Papst Pauls VI., seine eigene Person für die Befreiung der 91 Zivilisten an Board der entführten "Landshut" anzubieten.

Manfred Melzer brachte im Oktober 1977 das Telegramm zu Joseph Kardinal Höffner.

Foto: Erzbistum Köln/Hirschbeck

Zum 40. Jahrestag der Entführung präsentiert das Archiv des Erzbistums noch einmal das historische Dokument.

Am 17. Oktober, dem Tag, als in Bonn der Krisenstab den Versuch einer Befreiung durch das GSG-9-Kommando vorbereitete, telegrafierte Paul VI. an den Kölner Erzbischof, Kardinal Höffner, den damaligen Vorsitzenden der Bischofskonferenz: “Wäre es von Nutzen, so würden wir sogar unsere Person für die Befreiung der Geiseln anbieten.“ Da sich Höffner gerade in Rom aufhielt, schickte er seinen damaligen Sekretär, Manfred Melzer, in den Vatikan, um das Telegramm abzuholen.

„Der Papst hatte ein Empfinden dafür, dass man hier helfen muss“, erinnert sich der spätere Weihbischof von Köln, Manfred Melzer heute. Kardinal Höffner und sein Sekretär telefonierten aus Rom mit dem Krisenstab in Bonn und gaben den Inhalt des Textes durch. Die Befreiung der Geiseln durch das GSG-9-Kommando am 18. Oktober klärte schließlich die Situation.

Heute wird das Telegramm — zwischen historischen Dokumenten im Umfang von derzeit acht Kilometern - im Historischen Archiv des Erzbistums Köln verwahrt. Mitarbeiterin Lena Wormans ist für die Akte zuständig. „Wir gehen davon aus, dass dieses bemerkenswerte Angebot nicht nur symbolisch gemeint war“, sagt sie und fügt hinzu: „Das Telegramm gehört mit seiner Bedeutung für die deutsche Geschichte zu unseren wertvollsten Stücken im Archiv.“ Eigentümerin des Original-Telegramms ist die Deutsche Bischofskonferenz, die seit 2001 ihre historischen Unterlagen in Köln archivieren lässt.

Die Lufthansa-Maschine „Landshut“ wurde am 13. Oktober 1977 auf ihrem Rückflug von Mallorca nach Frankfurt mit 86 Touristen und 5 Besatzungsmitgliedern an Bord entführt. Über Rom und Zypern wurde die Maschine in den Nahen Osten gezwungen. In Aden im Südjemen erschossen die Entführer den Piloten. Das Ziel der Entführer war es, die Freilassung von elf RAF-Mitgliedern zu erpressen. red

>>>Am Jahrestag der Entführung (Freitag, 13. Oktober) kommt Landshut-Stewardess Gabriele von Lutzau zur Talkrunde mit WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel und zum Gespräch mit Lesern nach Wuppertal. Karten zum Preis von zehn Euro gibt es nur im Vorverkauf in der Stadthalle (Johannisberg 40), 2. OG, täglich 9-17 Uhr oder telefonisch: 0202/24589-77