Todesfälle Lawinenunglücke in Österreich - Mehrere Deutsche sterben

Wien/München · Schneemassen im Alpenraum blockieren den Straßen-, Bahn- und Flugverkehr. Für abreisende Urlauber ist in einigen österreichischen Skigebieten kaum ein Durchkommen. In den Alpen gibt es mehrere Tote.

Ein Warnschild mit der Aufschrift "Stop- Lawinengefahr" ist im Raum Innsbruck zu sehen.

Foto: dpa/Jakob Gruber

Heftiger Schneefall hat am Wochenende vor allem im Süden Bayerns und in Österreich den Straßen-, Schienen- und Luftverkehr beeinträchtigt. Viele Urlauber blieben auf dem Rückweg aus den Weihnachtsferien stecken. Tausende Touristen waren zeitweise in den österreichischen Skigebieten Obertauern und Saalbach-Hinterglemm eingeschlossen. Die Zufahrtsstraßen wurden gesperrt, weil das Risiko von Lawinenabgängen zu hoch war. Für eine Lawinensprengung wurde außerdem die für den Reiseverkehr wichtige Tauernautobahn gesperrt.

Im gesamten deutschen Alpenraum galt am Sonntag die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Schnee verschüttete am Samstag in den Chiemgauer Alpen eine 20 Jahre alte Tourenskifahrerin. Die Frau aus dem Berchtesgadener Land wurde komplett verschüttet und starb. Ihre fünf Begleiter wurden von dem Schneebrett nicht erfasst.

Zwei deutsche Skifahrer und eine Schweizerin sterben am Sonntag

Auch am Sonntag herrschte in weiten Teilen der österreichischen Alpen nach heftigen Schneefällen große Lawinengefahr.

Trotzdem wagte sich in Schoppernau ein 26-Jähriger aus dem bayerischen Landkreis Dachau in den Tiefschnee abseits der gesicherten Pisten und wurde von einem Schneebrett verschüttet. Seine 25-jährige Begleiterin konnte den Mann sofort lokalisieren, weil seine Beine aus dem Schnee ragten. Mit Hilfe von Bergrettern grub sie ihn aus. Er konnte jedoch nicht mehr wiederbelebt werden. Der Skifahrer starb, obwohl er mit einem Lawinen-Airbag ausgestattet war, der Wintersportler im Notfall davor bewahren sollte, unter den Schnee gezogen zu werden.

Bei einem zweiten Lawinenunglück starb ein 32-Jähriger aus der Nähe von Heilbronn. Er war am Nachmittag mit einer 25-jährigen Skifahrerin im Gebiet von Damüls unterwegs, als er bis zum Hals verschüttet wurde. Die zwei Wintersportler trugen ebenfalls Lawinen-Notfallausrüstung. Doch bevor der Mann gerettet werden konnte, gingen weitere Schneemassen über ihn nieder und begruben in vollständig. Auch in diesem Fall gelang es den Rettungskräften nicht mehr, den Mann zu reanimieren.

Bei einem weiteren tödlichen Unfall in Vorarlberg kam eine Schweizer Snowboarderin am Sonntag in einer Kurve von der Piste ab und stürzte 20 Meter tief in einen Steilhang. Dabei blieb die 24-Jährige mit Kopf und Oberkörper im Tiefschnee stecken.

Snowboarder übernachtet in Schneehöle

In Zell am See wurde ein deutscher Snowboarder nach einer Nacht im Freien am Sonntag unverletzt gerettet. Er habe in einer selbstgebauten Schneehöhle unter einem Baum übernachtet, berichtete der 23-Jährige aus Würzburg den Rettern. Zuvor habe er aufgrund schlechter Sichtverhältnisse unfreiwillig die Piste verfehlt und sei immer mehr in unwegsames Gelände gekommen.

Während sich die Situation am Flughafen München am Sonntag entspannte, meldete die Deutsche Bahn etliche Streckensperrungen. Auf den Straßen kam es zu vielen Unfällen - nicht nur in und an den Alpen in Bayern und Österreich, sondern etwa auch im Schwarzwald.

In Oberbayern starb ein 19-Jähriger bei einem Autozusammenstoß auf schneeglatter Straße nahe Bad Tölz. Vier weitere Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, zwei davon schwer. In der Nähe des Chiemsees wurde die A8 bei Siegsdorf zeitweise gesperrt, weil Bäume unter der Schneelast auf die Fahrbahn ragten. In München wurden Linienbusse, die sich festgefahren hatten, von der Feuerwehr wieder flott gemacht.

Zahlreiche Flüge fallen aus

Am Münchner Flughafen waren Räumdienste am Dreikönigswochenende fast ununterbrochen damit beschäftigt, die Start- und Landebahnen von den Schneemassen zu befreien. Für Sonntag wurden nur noch wenige Annullierungen erwartet, am Samstag waren es etwa 130.

Bahnreisende brauchten besonders in Bayern viel Geduld: Der starke Schneefall behinderte den Zugverkehr vor allem südlich und westlich von München. Etliche Verbindungen im Allgäu und zum Beispiel Richtung Garmisch-Partenkirchen waren bis auf weiteres gesperrt. Wegen der schweren Schneelast fielen Bäume in Gleise und auf Oberleitungen.

Glück im Unglück hatten rund 300 Reisende, deren Nachtzug nach Zürich in der Nähe von Kitzbühel in Österreich mit einem umgestürzten Baum kollidierte. Nach vier Stunden auf offener Strecke wurden die Waggons in einen Bahnhof geschleppt, wo die unverletzten Passagiere mit warmen Getränken versorgt wurden.

12.000 Touristen waren eingeschlossen

Im österreichischen Saalbach-Hinterglemm waren zeitweise rund 12 000 Wintersportler eingeschlossen. Rund 50 Prozent der Urlauber kommen hier aus Deutschland. Sie seien nicht in Gefahr, beruhigte Bürgermeister Alois Hasenauer. „Wir sind im Ort gut versorgt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume verursachten in Österreich auch Stromausfälle. In Tirol warnten die Behörden wegen der Gefahr von Baumstürzen vor Wanderungen und Waldspaziergängen.

Am Sonntag hielt im Alpenraum der starke Schneefall zunächst noch an, bereits in den Vortagen war verbreitet mehr als ein Meter Neuschnee gefallen. Die Experten erwarteten für die nächsten Tage aber eine leichte Entspannung der Lawinenlage, wenn sich der Neuschnee setzt.

Die neue Woche beginnt der Vorhersage zufolge in Deutschland meist bedeckt und besonders in der Osthälfte gebietsweise mit Regen oder Sprühregen. Im Süden und in den östlichen Mittelgebirgen soll es teils bis in tiefe Lagen schneien, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. An den Alpen nehme die Intensität der Schneefälle ab. Für den Westen und Nordwesten Deutschlands erwartete der DWD oft trockenes Wetter. Im Laufe des Montagnachmittags sei jedoch von der Nordsee her mit neuem Regen zu rechnen.

(dpa)